Welche Therapien gibt es beim Lipödem?

Dr. med. Stefan Rapprich
December 5, 2023

Grundsätzlich sollte die Therapie des Lipödems im Rahmen eines ganzheitlichen Therapiekonzeptes erfolgen, das auf 6 Säulen beruht:

Ernährung

Die Ernährung ist zwar nicht der Auslöser für ein Lipödem, allerdings kann sie den Krankheitsverlauf beeinflussen. Die Auswahl der Lebensmittel kann sich auf die Entzündungsprozesse im Körper auswirken und somit Symptome wie Druck- und Spannungsschmerzen und Schwellungen verstärken oder reduzieren. Insbesondere bei Patientinnen, die zusätzlich unter Übergewicht leiden, ist eine angepasste Ernährungsweise essentiell, um das Körpergewicht zu reduzieren oder zu kontrollieren. Zu den empfohlenen Ernährungsstrategien bei Lipödem gehören eine niedrig-glykämische Ernährung, die ketogene Ernährung, die mediterrane Ernährung sowie intermittierendes Fasten. Es sollte immer die richtige Ernährungsform für einen selbst gewählt werden. Es soll ja schließlich auch schmecken und langfristig helfen.

Bewegung

Neben der Ernährung ist auch die sportliche Betätigung wichtig um überschüssiges Fett möglichst effektiv zu „verbrennen“. Besonders effektiv hat sich dabei die sportliche Betätigung im Wasser erwiesen, wie z.B. Aquacycling oder Aquajogging. Es sind gleich mehrerer Effekte, die sich hier günstig auswirken: durch den Wasserdruck erhält man gleichzeitig eine Lymphdrainage, man hat einen Massageeffekt auf das Bindegewebe, das Wasser trägt das Gewicht und entlastet so die Gelenke und aufgrund einer Blutdruckerhöhung am Herzen schüttet dieses ein Hormon aus, das die Fettverbrennung um den Faktor 3 steigert – effektiver geht es also nicht!

Alternativ hat sich auch die Bewegung in Kompression und auf dem Trampolin bewährt.

Liposuktion

Zur dauerhaften Entfernung von dem erkrankten Fettgewebe gibt es bisher zur Liposuktion (Fettabsaugung) keine Alternative. Diese operative Methode ermöglicht es, dass bei einem Lipödem vermehrt auftretende Unterhautfettgewebe zu reduzieren. Das primäre Ziel dieses Verfahres ist neben der ästhetischen Korrektur vor allem die Linderung von Beschwerden wie Schmerzen und Schwellungen und wird aus medizinischen Gründen durchgeführt. Patientinnen berichten nach dem Eingriff häufig von einer signifikanten Schmerzreduktion, einer verbesserten Mobilität und einer Erhöhung der Lebensqualität. Obwohl die positiven Effekte der Liposuktion bei Lipödem wissenschaftlich nachgewiesen sind, ist diese Behandlungsform noch nicht in der Regelversorgung verankert, was zur Folge hat, dass die Kosten in der Regel nicht von gesetzlichen Krankenkassen getragen werden. Eine Kostenübernahme ist im Rahmen einer Übergangsregelung nur im fortgeschrittenen Stadium 3 und unter spezifischen Voraussetzungen möglich. Frauen mit Lipödem, die eine Fettabsaugung in Erwägung ziehen, sollten sich deshalb vorab ausführlich beraten lassen – am besten von einem auf die Behandlungsmethode spezialisierten Venenarzt.

Kompression

Die Kompressionstherapie stellt einen festen Bestandteil der konservativen Behandlung von Lipödem und Ödemen dar. Ihr primärer Zweck liegt in der Erhöhung des Gewebedrucks, um dadurch Wassereinlagerungen (Ödeme) zu reduzieren und die Schmerzen zu lindern. Die Therapie umfasst die Anwendung von speziell angepassten Kompressionsstrümpfen (flachgestrickte Kompressionsstrümpfe nach Maß), die einen kontrollierten Druck auf das betroffene Gewebe ausüben. Hierbei ist ein individueller Therapieversuch entscheidend, da die Kompressionstherapie nicht bei jeder Patientin die gewünschte Wirkung zeigt. Führt sie nicht zur Besserung der Beschwerden, muss ihr Nutzen kritisch hinterfragt werden. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten für zwei Versorgungen im Jahr.

Manuelle Lymphdrainage

Die manuelle Lymphdrainage wird von Physiotherapeuten mit spezieller Ausbildung nach Verordnung durch den Arzt durchgeführt. Sie ist sinnvoll, wenn sich das Ödem durch die Kompression allein nicht zurückdrängen lässt. Üblich sind 1-2 Sitzungen pro Woche für 3-6 Wochen. Ergänzt werden kann die manuelle Lymphdrainage durch die apparative intermittierende Kompression. Das sind spezielle Geräte, die sich zur Anwendung zuhause eignen. Die manuelle Lymphdrainage sollte immer für mindestens 3 Wochen nach einer Liposuktion zur Unterstützung des Abheilungsprozesses durchgeführt werden.

Psychologische Unterstützung

Wichtig ist, den seelischen Zustand der Betroffenen zu beachten. Jüngere Patientinnen leiden manchmal an Essstörungen, weil sie an allen möglichen Diäten verzweifeln oder andere Mitmenschen Schuldgefühle erzeugen. Ältere Patientinnen, die schon viele Jahre an der Krankheit leiden, können in eine Depression rutschen. In beiden Fällen sollte man sich professionelle Hilfe holen.

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