Key Takeaways
Die Manuelle Lymphdrainage (MLD) ist Teil der 5-Säulen-Therapie (KPE) und zielt primär auf Schmerzlinderung, nicht auf Fettreduktion.
Laut S2k-Leitlinie wird MLD empfohlen, wenn Kompressionstherapie allein die Schmerzen nicht ausreichend lindert.
Die Frequenz der MLD ist individuell und richtet sich nach deinen Symptomen, nicht nach einem starren Schema.
Die Manuelle Lymphdrainage, oft MLD genannt, ist eine sanfte Therapieform, die viele Frauen mit Lipödem als festen Bestandteil ihres Alltags kennen. Sie ist ein Baustein der sogenannten Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE), die als Grundlage der konservativen Behandlung gilt. Anders als oft vermutet, zielt die MLD beim Lipödem nicht darauf ab, Fett zu reduzieren. Ihr Hauptziel ist es, deine Symptome wie Schmerzen und Spannungsgefühle zu lindern und so deine Lebensqualität zu verbessern. Dieser Artikel erklärt dir, wie die MLD funktioniert, was die aktuellen Leitlinien dazu sagen und wie du sie optimal in deinen Therapieplan integrierst.
Die MLD als Teil eines Gesamtkonzepts verstehen
Die Manuelle Lymphdrainage ist keine Einzeltherapie, sondern eine von fünf Säulen der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE). Die KPE gilt als Goldstandard in der konservativen Lipödem-Therapie und wird auch in der S2k-Leitlinie als Basis empfohlen. über 90 % der Patientinnen profitieren von diesem ganzheitlichen Ansatz. Die Wirksamkeit der MLD entfaltet sich erst im Zusammenspiel mit den anderen vier Elementen.
Die fünf Säulen der KPE sind:
- Manuelle Lymphdrainage (MLD): Sanfte Grifftechniken zur Anregung des Lymphsystems.
- Kompressionstherapie: Flachstrick-Kompressionsstrümpfe zur Reduktion von Schwellungen und Schmerzen.
- Bewegungstherapie: Angepasste sportliche Aktivität, idealerweise in Kompression, zur Aktivierung der Muskelpumpe.
- Hautpflege: Sorgfältige Pflege zur Vermeidung von Infektionen, da die Hautbarriere beeinträchtigt sein kann.
- Selbstmanagement: Deine aktive Mitarbeit, um die Therapieerfolge langfristig zu sichern.
Erst die Kombination dieser 5 Maßnahmen führt zu einer nachhaltigen Linderung der Beschwerden. Mehr über die Therapien beim Lipödem erfährst du in unserem Magazin.
Schmerzlinderung statt Fettreduktion als primäres Ziel
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass die Manuelle Lymphdrainage Lipödem-Fettzellen reduzieren kann. Das ist wissenschaftlich nicht belegt. Die aktuelle S2k-Leitlinie stellt klar: Das primäre Ziel der MLD beim Lipödem ist die Schmerzlinderung. Die sanften, rhythmischen Griffe der Therapeut:innen zielen darauf ab, die für die Schmerzwahrnehmung zuständigen C-Fasern im Gewebe zu modulieren.
Viele Patientinnen berichten von einer deutlichen Reduktion der typischen Druck- und Spannungsschmerzen nach einer Behandlung. Eine Studie zeigte, dass über 70 % der Frauen eine Verbesserung ihrer Schmerzsymptomatik erfahren. Die MLD kann somit deine Lebensqualität erheblich verbessern, indem sie die täglichen Lipödem-Schmerzen erträglicher macht. Die Behandlung wirkt also symptomatisch, nicht ursächlich.
Die richtige Frequenz und Verordnung der MLD finden
Wie oft eine manuelle Lymphdrainage bei Lipödem sinnvoll ist, hängt stark von deinem individuellen Befund ab. Es gibt keine pauschale Empfehlung für eine bestimmte Frequenz pro Woche. Die Notwendigkeit wird anhand deiner Symptome, insbesondere der Schmerzintensität, von deiner ärztin oder deinem Arzt beurteilt. In der ersten Phase der KPE, der Entstauungsphase, kann die MLD täglich stattfinden, während in der Erhaltungsphase oft 1-2 Termine pro Woche ausreichen.
Die Verordnung für MLD stellt in der Regel eine Phlebologin, ein Lymphologe oder deine Hausärztin aus. Eine fachärztliche Diagnose ist dafür die Grundlage. Der LipoCheck DocReport kann dir eine erste fachärztliche Einschätzung und eine Therapieempfehlung geben, was den Weg zur Verordnung beschleunigen kann. Mit einer klaren Lipödem-Diagnose lässt sich der Therapiebedarf besser begründen.
MLD als Vor- und Nachsorge bei der Liposuktion
Auch im Kontext einer operativen Therapie spielt die MLD eine wichtige Rolle. Vor einer Liposuktion kann sie helfen, das Gewebe zu entstauen und optimal auf den Eingriff vorzubereiten. Nach der Operation ist die MLD ein zentraler Bestandteil der Nachsorge. Sie unterstützt den Abbau von postoperativen Schwellungen und Blutergüssen und kann den Heilungsprozess um bis zu 30 % beschleunigen.
Die Qualitätssicherungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) schreibt eine umfassende Nachsorge nach der Liposuktion vor. Die MLD ist hierbei ein bewährtes Verfahren, um das Operationsergebnis zu optimieren und Beschwerden zu minimieren. So erreichst du schneller wieder Beine ohne Schmerzen und kannst in den Alltag zurückkehren.
Dein Beitrag: Selbstmanagement zur Unterstützung der Therapie
Die beste manuelle Lymphdrainage bei Lipödem ist nur so wirksam wie deine Unterstützung im Alltag. Das Selbstmanagement ist die fünfte, entscheidende Säule der KPE. Dazu gehört das konsequente Tragen deiner Kompressionsversorgung, denn schon wenige Stunden ohne Kompression können den Therapieerfolg von Tagen zunichtemachen. Regelmäßige Bewegung, vor allem im Wasser oder in Kompression, aktiviert die Muskelpumpe und unterstützt den Lymphabfluss zusätzlich.
Digitale Helfer wie die LipoAlly-App können dich dabei unterstützen, deine Fortschritte zu dokumentieren und Therapiemaßnahmen zu planen. Die App wird von vielen Partnerkrankenkassen übernommen und ist ein wertvolles Werkzeug für dein Selbstmanagement beim Lipödem. Deine aktive Rolle ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg.
Disclaimer: Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand: 05.11.2025.
More Links
Die AWMF stellt eine detaillierte Leitlinie zum Lipödem zur Verfügung.
Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie bietet umfassende Patienteninformationen zum Lipödem.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) informiert in einer Pressemitteilung über das Lipödem.
Das Bundesgesundheitsministerium veröffentlicht eine Meldung zum Thema Lipödem.
Physio Deutschland berichtet über die Anerkennung des Lipödems als Diagnose mit besonderem Versorgungsbedarf.
Das Deutsche Ärzteblatt bietet einen Fachartikel zu Pathogenese, Diagnostik und Behandlungsoptionen des Lipödems.
Frauenärzte im Netz stellt Informationen zum Lipödem bereit.
Deine Gesundheitswelt (AOK) bietet Informationen zur Krankheit Lipödem.
Der Lipödem Hilfe e.V. informiert über die konservative Therapie des Lipödems, insbesondere die Manuelle Lymphdrainage (MLD).
FAQ
Ist die Manuelle Lymphdrainage eine Kassenleistung?
Ja, bei einer gesicherten medizinischen Diagnose wie dem Lipödem ist die Manuelle Lymphdrainage als Teil der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie eine Leistung der gesetzlichen Krankenkassen. Deine ärztin oder dein Arzt stellt dir dafür eine Heilmittelverordnung aus.
Was kann ich tun, wenn ich keinen Therapieplatz für MLD finde?
Die Suche kann schwierig sein. Frage bei deiner Krankenkasse nach Listen von Vertragstherapeut:innen. Auch Selbsthilfegruppen und spezialisierte Kliniken haben oft Empfehlungen. Eine apparative intermittierende Kompression (IPK) kann eine ärztlich verordnete Ergänzung sein, ersetzt die manuelle Therapie aber nicht vollständig.
Wie lange dauert eine Sitzung der Manuellen Lymphdrainage?
Eine Therapiesitzung dauert in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten, abhängig von der Verordnung und dem zu behandelnden Körperareal. Bei einer Ganzkörperbehandlung kann es auch länger dauern.
Was sollte ich nach einer Lymphdrainage beachten?
Direkt nach der MLD solltest du deine Kompressionsversorgung anziehen, um den Effekt zu erhalten. Es ist auch empfehlenswert, ausreichend Wasser zu trinken und auf anstrengende Aktivitäten unmittelbar nach der Therapie zu verzichten, um dem Körper Zeit zur Regeneration zu geben.
Kann MLD auch schaden?
Bei korrekter Durchführung durch eine qualifizierte Fachkraft ist die MLD sehr sicher. Es gibt jedoch Kontraindikationen wie akute Infektionen, Thrombosen oder Herzinsuffizienz. Daher sind eine vorherige ärztliche Abklärung und die Wahl einer zertifizierten Praxis entscheidend.
Wie schnell wirkt die Manuelle Lymphdrainage?
Viele Patientinnen spüren bereits während oder kurz nach der ersten Behandlung eine Erleichterung, wie ein Gefühl von Leichtigkeit oder eine Reduktion des Spannungsschmerzes. Nachhaltige Effekte stellen sich jedoch erst durch die regelmäßige Anwendung im Rahmen des gesamten KPE-Konzepts ein.


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