Key Takeaways
Das Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, die durch Druck auf das Lymphsystem zu einem Lipo-Lymphödem führen kann.
Die konservative Therapie (KPE) mit Lymphdrainage und Kompression ist die Basis, um das Lymphsystem zu entlasten und Schmerzen zu lindern.
Die Liposuktion kann das krankhafte Fettgewebe reduzieren und wird nun unter klaren Qualitätsvorgaben zur Kassenleistung.
Millionen Frauen in Deutschland leben mit der Diagnose Lipödem, einer chronischen und schmerzhaften Fettverteilungsstörung. Doch die Erkrankung betrifft weit mehr als nur das Fettgewebe. Eine häufige Folge ist die überlastung des Lymphsystems, was zu einem sogenannten Lipo-Lymphödem führen kann. Diese Kombination verstärkt Schmerzen und Schwellungen erheblich. Es ist entscheidend, diese Verbindung zu verstehen, um die richtige Therapie zu finden. Wir zeigen dir, wie konservative Behandlungen und operative Möglichkeiten gezielt Entlastung schaffen und wie du mit einer digitalen Diagnose den ersten Schritt zu mehr Klarheit gehen kannst.
Lipödem: Mehr als eine reine Fettverteilungsstörung
Das Lipödem ist eine chronische Erkrankung, die bei rund 11 % der Frauen auftritt und durch eine unkontrollierte Vermehrung von Fettgewebe gekennzeichnet ist. Betroffen sind meist symmetrisch die Beine, Hüften und manchmal auch die Arme. Entscheidend ist, dass es sich hierbei nicht um übergewicht durch einen ungesunden Lebensstil handelt. Viele Frauen leiden unter starken Schmerzen, Druckempfindlichkeit und einer Neigung zu blauen Flecken. Studien zeigen, dass über 50 % der Betroffenen mehr als 10 Jahre auf die korrekte Lipödem-Diagnose warten. Diese lange Zeit der Unsicherheit verdeutlicht, wie wichtig eine frühzeitige und korrekte Einordnung der Symptome ist, denn das Lipödem belastet auch angrenzende Systeme im Körper.
Das Lymphsystem: Die unterschätzte Komponente beim Lipödem
Unser Lymphsystem ist wie die körpereigene Müllabfuhr und transportiert täglich bis zu 2 Liter Flüssigkeit aus dem Gewebe ab. Es spielt eine zentrale Rolle für unser Immunsystem und den Flüssigkeitshaushalt. Beim Lipödem übt das krankhaft vermehrte Fettgewebe einen konstanten Druck auf die feinen Lymphgefäße aus. Diese Dauerbelastung kann die Transportkapazität des Systems um bis zu 30 % reduzieren. Dadurch wird der Abtransport von Gewebeflüssigkeit behindert, was die Schwellungen und das Schmerzempfinden weiter verstärkt. Die Funktionsfähigkeit des Lymphsystems ist daher ein kritischer Faktor für den Krankheitsverlauf und das Wohlbefinden der Patientinnen.
Vom Lipödem zum Lipo-Lymphödem: Eine schleichende Entwicklung
Wenn das Lymphsystem durch den Druck des Lipödems über Jahre überlastet wird, kann sich ein sekundäres Lymphödem entwickeln. Mediziner:innen sprechen dann von einem Lipo-Lymphödem. Schätzungen zufolge entwickelt sich dies bei bis zu 20 % der Lipödem-Patientinnen im fortgeschrittenen Verlauf. Ein klares Anzeichen für diese Entwicklung ist, wenn neben den typischen Lipödem-Arealen auch die Fuß- oder Handrücken anschwellen. Ein weiteres klinisches Zeichen ist das Stemmer'sche Zeichen: Lässt sich die Hautfalte über der zweiten und dritten Zehe nicht mehr anheben, ist dies ein starker Hinweis auf ein Lymphödem. Diese Entwicklung unterstreicht die Notwendigkeit einer frühzeitigen und umfassenden Diagnostik und Therapie.
Konservative Therapie: Das Lymphsystem gezielt entlasten
Die Basis jeder Lipödem-Behandlung ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE), die laut S2k-Leitlinie empfohlen wird. Sie zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und das Lymphsystem zu unterstützen. Die KPE besteht aus mehreren Säulen, die über mindestens 6 Monate konsequent angewendet werden sollten. Die manuelle Lymphdrainage (MLD) kann den Lymphabfluss kurzfristig um bis zu 10-mal steigern. Ergänzend dazu gibt es die apparative intermittierende Kompression (AIK), die oft mit Geräten wie dem Lymphomat durchgeführt wird. Sie kann die Ergebnisse der MLD unterstützen und die Frequenz der notwendigen Praxisbesuche reduzieren. Die Therapie umfasst typischerweise folgende Schritte:
- Manuelle Lymphdrainage (MLD): Sanfte Massagetechniken regen den Abfluss der Lymphflüssigkeit an.
- Kompressionstherapie: Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe üben Druck aus und verhindern, dass sich erneut Flüssigkeit ansammelt.
- Bewegungstherapie: Gezielte übungen in Kompression aktivieren die Muskelpumpe und fördern den Lymphfluss.
- Hautpflege: Sorgfältige Pflege beugt Infektionen vor, da die Hautbarriere bei ödemen geschwächt sein kann.
Eine lückenlose Dokumentation dieser Maßnahmen ist entscheidend, auch im Hinblick auf operative Schritte.
Liposuktion: Chirurgische Entlastung für das Gewebe
Wenn die konservative Therapie über 6 Monate keine ausreichende Linderung bringt, kann eine Liposuktion eine wirksame Option sein. Dabei wird das krankhafte Fettgewebe operativ entfernt, was den Druck auf das Lymphsystem nachhaltig reduziert. Seit dem 8. Oktober 2025 wird die Liposuktion bei Lipödem unter bestimmten Voraussetzungen zur Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen. Die Qualitätssicherungs-Richtlinie (QS-RL) stellt hohe Anforderungen an den Eingriff, um die Sicherheit der Patientinnen zu gewährleisten. So dürfen pro Eingriff maximal 3 Liter reines Fett entfernt werden, um den Körper nicht zu überlasten. Wichtige Qualitätsmerkmale sind:
- Qualifizierte Fachärzt:innen: Operateur:innen müssen mindestens 50 Eingriffe nachweisen.
- Schonende Technik: Es sind ausschließlich Tumeszenz-Techniken (z.B. WAL/PAL) erlaubt.
- Vier-Augen-Prinzip: Diagnose und Operation müssen von unterschiedlichen ärzt:innen durchgeführt werden.
- Verpflichtende Nachsorge: Nach dem Eingriff ist eine Fortführung der KPE zur Unterstützung der Heilung essenziell.
Dieser Eingriff kann für viele Frauen eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität bedeuten.
Dein Weg zur Klarheit: Digitale Diagnose als erster Schritt
Die langen Wartezeiten von bis zu einem Jahr auf einen Termin bei spezialisierten Fachärzt:innen stellen für viele Frauen eine enorme Hürde dar. Der LipoCheck DocReport bietet hier eine zeitnahe Alternative für eine erste fachärztliche Einschätzung. Für eine einmalige Gebühr von 48,26 € kannst du medizinische Fragebögen ausfüllen und Fotos hochladen. Deine Daten werden verschlüsselt übertragen und nur von spezialisierten Phlebolog:innen oder Lympholog:innen eingesehen. Du erhältst einen offiziellen Arztbrief mit einer Einschätzung und Therapieempfehlung, der dir Orientierung gibt und deinen weiteren Versorgungsweg beschleunigen kann. Dieser Befund hilft dir, die nächsten Schritte mit deiner behandelnden ärztin oder deinem Arzt gezielt zu planen und schneller zur richtigen Behandlung zu gelangen.
More Links
NDR bietet umfassende Informationen zu Lipödem, seinen Symptomen, Diagnosemöglichkeiten und verschiedenen Behandlungsansätzen.
Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie stellt detaillierte Informationen zum Lipödem speziell für Patientinnen und Patienten bereit.
Im Magazin von Helios Gesundheit finden Sie einen informativen Artikel über Lipödem und dessen Auswirkungen auf Frauen.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) informiert über die Anerkennung der Fettabsaugung als Behandlungsmethode bei Lipödem.
FAQ
Wie erkenne ich, ob ich zusätzlich zum Lipödem ein Lymphödem habe?
Ein klares Anzeichen ist eine Schwellung des Fuß- oder Handrückens. Ein weiteres Indiz ist das sogenannte Stemmer'sche Zeichen: Wenn du die Hautfalte an der Oberseite deiner zweiten Zehe nicht mehr anheben kannst, deutet das stark auf ein Lymphödem hin. Eine fachärztliche Abklärung ist für eine sichere Diagnose unerlässlich.
Kann eine Gewichtsabnahme mein Lipo-Lymphödem verbessern?
Eine Gewichtsreduktion kann das krankhafte Lipödem-Fett nicht beseitigen, aber sie kann ein begleitendes übergewicht (Adipositas) reduzieren. Dies entlastet das Lymphsystem zusätzlich und wird in den Leitlinien als unterstützende Maßnahme empfohlen, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen.
Wie oft sollte eine manuelle Lymphdrainage (MLD) durchgeführt werden?
Die Frequenz der MLD hängt vom individuellen Befund ab. In der Entstauungsphase (Phase 1 der KPE) kann sie mehrmals wöchentlich notwendig sein. In der Erhaltungsphase (Phase 2) wird die Häufigkeit oft reduziert, zum Beispiel auf ein- bis zweimal pro Woche. Dein:e ärzt:in legt dies im Therapieplan fest.
Welche Kompressionsklasse ist bei einem Lipo-Lymphödem die richtige?
Bei einem Lipo-Lymphödem werden in der Regel flachgestrickte Kompressionsstrümpfe der Kompressionsklasse 2 oder 3 empfohlen. Die genaue Klasse und Passform müssen von Fachpersonal in einem Sanitätshaus individuell angepasst werden, um eine optimale Wirkung und einen guten Tragekomfort zu gewährleisten.
Was passiert, wenn ein Lipo-Lymphödem nicht behandelt wird?
Ohne Behandlung kann die Schwellung zunehmen und das Gewebe sich verhärten (Fibrose). Dies erhöht das Risiko für Hautinfektionen wie Wundrose (Erysipel) und kann die Beweglichkeit weiter einschränken. Eine konsequente und frühzeitige Therapie ist entscheidend, um die Lebensqualität zu erhalten.
Unterstützt die LipoAlly-App auch bei einem Lipo-Lymphödem?
Ja, die LipoAlly-App unterstützt dich beim Selbstmanagement deiner Therapie, was sowohl für das Lipödem als auch für das Lipo-Lymphödem relevant ist. Sie hilft dir, deine konservative Therapie konsequent durchzuführen und wird von einigen Partnerkrankenkassen übernommen.





