Key Takeaways
Die S2k-Leitlinie empfiehlt die Manuelle Lymphdrainage (MLD) nicht als alleinige Standardtherapie bei reinem Lipödem.
MLD ist vor allem bei einem begleitenden Lymphödem (Lipo-Lymphödem) oder zur Schmerzreduktion sinnvoll, wenn Kompression allein nicht ausreicht.
Die Wirksamkeit der MLD entfaltet sich nur in Kombination mit den Basismaßnahmen der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE), insbesondere Kompression und Bewegung.
Die Manuelle Lymphdrainage, oft als MLD abgekürzt, ist eine der bekanntesten Behandlungsformen bei Lipödem. Sie verspricht Linderung bei Schwellungen und Schmerzen. Doch die entscheidende Frage lautet: Ist die Lymphdrainage bei Lipödem immer sinnvoll? Die aktualisierte S2k-Leitlinie von 2024 gibt hierzu klare Empfehlungen. Sie rückt die alleinige Anwendung der MLD in ein neues Licht und betont ihre Rolle als Teil eines umfassenden Therapiekonzepts. Wir zeigen dir, was die Wissenschaft sagt, wann du wirklich profitierst und wie du die Weichen für deine Behandlung richtig stellst.
MLD: Mehr als nur eine Massage
Die Manuelle Lymphdrainage ist eine spezielle physiotherapeutische Technik, die mit sanften, rhythmischen Griffen das Lymphgefäßsystem anregt. Therapeuten wenden dabei gezielte Verschiebetechniken an, um den Abtransport von Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe zu fördern. Anders als bei einer klassischen Massage wird hier mit sehr wenig Druck gearbeitet, um die direkt unter der Haut liegenden, feinen Lymphbahnen zu erreichen. Das Ziel ist es, Stauungen im Gewebe zu reduzieren und den Lymphfluss zu verbessern. Diese Methode wird seit über 50 Jahren in der Behandlung von ödemen eingesetzt. Die neue S2k-Leitlinie zum Lipödem stellt klar, dass die MLD hierbei vor allem auf die Schmerzmodulation abzielt. Die Behandlung konzentriert sich also nicht primär auf eine Volumenreduktion, sondern auf die Linderung deiner Beschwerden.
Die aktuelle Leitlinie: Eine Neubewertung der MLD
Die S2k-Leitlinie "Lipödem" von 2024 hat die Rolle der MLD präzisiert und sorgt für mehr Klarheit. Die wichtigste Erkenntnis: Für die alleinige Anwendung der Manuellen Lymphdrainage bei einem reinen Lipödem gibt es keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz. Ihre Wirksamkeit entfaltet sie erst im Zusammenspiel mit anderen Maßnahmen. Die Leitlinie empfiehlt die MLD daher nicht als isolierte Standardtherapie für jede Patientin. Stattdessen wird sie als optionaler Baustein der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) gesehen. Diese Neubewertung hilft, den Fokus auf die wirklich entscheidenden Säulen der konservativen Therapie zu legen. Die korrekte Diagnose ist der erste Schritt, um den individuellen Bedarf zu klären.
KPE: Das Fundament deiner konservativen Therapie
Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) ist das anerkannte Gesamtkonzept in der Behandlung des Lipödems. Sie besteht aus mehreren Komponenten, die sich gegenseitig ergänzen und verstärken. Die MLD ist nur ein Teil davon. Die Basis der KPE bilden zwei andere, fundamental wichtige Säulen:
- Kompressionstherapie: Das Tragen von medizinischen Kompressionsstrümpfen (meist flachgestrickt) ist entscheidend. Sie reduziert Schmerzen, beugt der Zunahme von Schwellungen vor und verbessert das Körpergefühl bei über 80 % der Patientinnen.
- Bewegung unter Kompression: Gezielte übungen mit angelegter Kompression aktivieren die Muskelpumpe. Dies unterstützt den venösen und lymphatischen Rückfluss um bis zu 40 % effektiver als Bewegung ohne Kompression.
- Hautpflege: Die durch Kompression und ödeme beanspruchte Haut benötigt regelmäßige Pflege, um ihre Schutzfunktion zu erhalten.
- Selbstmanagement: Dein aktives Mitwirken ist ein zentraler Erfolgsfaktor, wie du im Selbstmanagement-Ratgeber nachlesen kannst.
Die MLD kann diese Maßnahmen ergänzen, aber niemals ersetzen. Der Fokus liegt klar auf der Kombinationstherapie.
Indikationen: Wann MLD bei Lipödem empfohlen wird
Obwohl die MLD keine Standardtherapie für alle ist, gibt es klare Situationen, in denen sie sehr sinnvoll sein kann. Laut Leitlinie ist ihr Einsatz vor allem dann gerechtfertigt, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Der entscheidende Faktor ist oft das Vorliegen einer zusätzlichen lymphatischen Erkrankung. Eine Lymphdrainage bei Lipödem ist sinnvoll, wenn einer der folgenden Punkte auf dich zutrifft:
- Bei einem Lipo-Lymphödem: Wenn zusätzlich zum Lipödem eine sicht- und tastbare Schwellung (ein sekundäres Lymphödem) besteht, ist die MLD ein zentraler Bestandteil der Therapie, um die Flüssigkeit abzutransportieren. Etwa 60 % der Lipödem-Patientinnen entwickeln im Verlauf ein solches Mischbild.
- Zur Schmerzreduktion: Wenn die Kompressionstherapie allein nicht ausreicht, um die starken Schmerzen zu lindern, kann die MLD zur Modulation der Schmerzwahrnehmung beitragen.
- Bei starker Berührungsempfindlichkeit: Zu Beginn der Therapie kann die Haut so empfindlich sein, dass das Anziehen von Kompressionsstrümpfen kaum möglich ist. Hier kann die MLD vorbereitend wirken und die Toleranz für die Kompression verbessern.
Die Entscheidung für oder gegen eine MLD sollte immer gemeinsam mit deinen behandelnden Fachärzt:innen und Therapeut:innen getroffen werden.
Grenzen der MLD: Was die Therapie nicht leisten kann
Es ist wichtig, realistische Erwartungen an die Manuelle Lymphdrainage zu haben. Die Therapie hat klare Grenzen und kann keine Wunder bewirken. Sie ist kein Mittel zur Fettreduktion. Die MLD kann das krankhaft vermehrte Fettgewbe des Lipödems nicht entfernen oder reduzieren. Ihre Wirkung zielt ausschließlich auf die im Gewebe eingelagerte Flüssigkeit und die Schmerzsymptomatik. Der Effekt der MLD ist zudem nur vorübergehend. Ohne die tägliche Kompressionstherapie würde sich die Flüssigkeit schnell wieder im Gewebe ansammeln. Sie ist daher immer als Teil eines langfristigen Managementplans zu sehen, der auch andere Therapieformen berücksichtigt.
Dein Weg zur Klarheit: Diagnose als erster Schritt
Der Schlüssel zu einer wirksamen Behandlung liegt in einer fundierten Diagnose. Nur so kann ein individueller Therapieplan erstellt werden, der festlegt, ob eine Lymphdrainage bei deinem Lipödem sinnvoll ist. Lange Wartezeiten bei Fachärzt:innen von bis zu einem Jahr erschweren diesen Weg für viele Frauen. Hier bietet der LipoCheck DocReport eine zeitnahe Orientierung. Du erhältst eine offizielle fachärztliche Telediagnose für einmalig 48,26 €. Damit kannst du deinen Versorgungsweg beschleunigen und die nächsten Schritte mit einer klaren Grundlage planen. Eine frühzeitige und genaue Diagnose spart wertvolle Zeit auf deinem Therapieweg. So stellst du sicher, dass du von Anfang an die richtigen Maßnahmen ergreifst.
More Links
Die AWMF (Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften) stellt die S2k-Leitlinie zum Lipödem bereit, die umfassende Empfehlungen zur Diagnose und Therapie enthält.
Der G-BA (Gemeinsamer Bundesausschuss) informiert in einer Pressemitteilung über wichtige Entscheidungen und Entwicklungen zum Thema Lipödem.
Die KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung) veröffentlicht Praxisnachrichten, die unter anderem die Anerkennung der Fettabsaugung als Behandlungsmethode bei Lipödem thematisieren.
Das Bundesgesundheitsministerium bietet offizielle Meldungen und Informationen zum Thema Lipödem.
Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie stellt patientenfreundliche Informationen zu Venenkrankheiten, einschließlich des Lipödems, zur Verfügung.
Das Deutsche Ärzteblatt veröffentlicht Fachartikel, die sich mit der Pathogenese, Diagnostik und den Behandlungsoptionen des Lipödems auseinandersetzen.
Die Lipoedem-Hilfe e.V. bietet detaillierte Informationen zur konservativen Therapie des Lipödems, insbesondere zur Manuellen Lymphdrainage (MLD).
FAQ
Hilft Lymphdrainage beim Lipödem wirklich beim Abnehmen?
Nein, die Manuelle Lymphdrainage kann kein Fettgewebe abbauen. Eine eventuelle Umfangsreduktion nach der Behandlung ist ausschließlich auf den Abtransport von gestauter Gewebsflüssigkeit zurückzuführen. Zur Gewichtsreduktion sind eine angepasste Ernährung und Bewegung notwendig.
Was ist wichtiger: Kompression oder Lymphdrainage?
Die tägliche Kompressionstherapie wird in der S2k-Leitlinie als die grundlegende und wichtigste Maßnahme der konservativen Therapie angesehen. Die Lymphdrainage ist eine ergänzende Behandlung für spezifische Indikationen wie starke Schmerzen oder ein begleitendes Lymphödem.
Spüre ich sofort eine Besserung nach der MLD?
Viele Patientinnen berichten direkt nach der Behandlung von einem Gefühl der Leichtigkeit und einer Reduktion des Spannungsgefühls und der Schmerzen. Dieser Effekt ist jedoch temporär und muss durch anschließendes Tragen der Kompression erhalten werden.
Kann die MLD ein Lipödem verschlimmern?
Nein, bei korrekter Durchführung durch eine qualifizierte Fachkraft kann die Manuelle Lymphdrainage ein Lipödem nicht verschlimmern. Eine unsachgemäße, zu kräftige Behandlung könnte jedoch zu blauen Flecken führen und sollte vermieden werden.
Ist die MLD schmerzhaft?
Nein, die Manuelle Lymphdrainage ist eine sehr sanfte Therapieform und sollte nicht schmerzhaft sein. Sie wird von den meisten Patientinnen als angenehm und entlastend empfunden.
Wie finde ich qualifizierte Therapeut:innen für MLD?
Achte darauf, dass die Physiotherapeut:innen eine anerkannte Zusatzqualifikation in "Manueller Lymphdrainage/Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (ML/KPE)" haben. Verbände wie der Földi- oder Wittlinger-Verband führen Therapeutenlisten.





