Statt niedergeschlagen zu sein, fiel so viel von mir ab.

Hallo zusammen,

Mein Name ist Romy und ich bin 21 Jahre alt. Im Juli 2023 habe ich die Diagnose Lipödem im Stadium 2 erhalten. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon einen ewig langen, niederschmetternden Ärztemarathon hinter mir.

Mit 16 habe ich mich erstmals bei einem Facharzt vorgestellt, weil ich unerklärliche Wassereinlagerungen hatte. Zu diesem Zeitpunkt sahen meine Beine schon leicht verändert aus, das wurde allerdings damit abgetan, dass ich mich „zur Frau entwickle“. Der erste Besuch beim Facharzt war sehr enttäuschend und ich wurde als „gesund“ nach Hause geschickt. Auf meinem weiteren Weg habe ich Hilfe bei meinem Gynäkologen gesucht, da ich kurz vor Beginn der Beschwerden mit der Pille angefangen habe. Der Gyn riet mir dazu, die Pille mal 2-3 Monate abzusetzen und zu schauen, ob sich etwas verändert. Wie zu erwarten, hat sich kein Effekt gezeigt und die Wassereinlagerungen bestanden weiterhin.

Ich habe dann nach 3 Monaten Pillenpause wieder angefangen, allerdings mit einer anderen als vorher. Die Beschwerden blieben.

Der Ursachenforschung ging also weiter bei meinem Hausarzt. Dieser verwies mich in die Kinder- und Jugendpsychatrie wegen einem „gestörten Selbstbild“. Das hat mir allerdings auch nicht die Beschwerden in den Beinen genommen.

Im Laufe der Jahre ist dann aufgefallen, dass meine Entzündungswerte zu hoch sind. Das wurde damit begründet, „dass Mädchen in meinem Alter sowas schonmal haben“.

Ich habe mir ewig den Kopf darüber zerbrochen, was mit mir nicht stimmt und ob ich mir das alles nur einbilde. Ich habe das Ganze erstmal nicht weiter verfolgt.

Mit 17-18 hat man es meinen Beinen schon deutlicher angesehen, dieses typische wellig-dellige Hautbild. Die Blicke von Gleichaltrigen nahmen auch immer mehr zu. Wenn ich im Sommer an den See gefahren bin, gab es immer mindestens einen blöden Kommentar von jemandem. Das waren unter anderem Sachen wie „Elefantenarsch”, “Cellulite-Olle” oder “deine Beine sehen aus, als hättest du einen Hagelschaden“ - und ich könnte noch viel mehr aufzählen.

Anfang 2023 begann ich erneut meine Reise von Arzt zu Arzt, ich wollte und konnte das nicht so hinnehmen. Irgendetwas stimmt mit mir nicht und ich wusste es die ganze Zeit. Mittlerweile hatte ich auch zunehmend starke Schmerzen. Konzertbesuche waren undenkbar geworden und auch meiner Arbeit konnte ich nicht mehr uneingeschränkt nachgehen. Ich vereinbarte Termine bei verschiedenen Phlebologen und schon der erste, bei dem ich war, bestätigte meinen Verdacht. Statt niedergeschlagen zu sein, fiel so viel von mir ab.

Ich möchte jedem Mädchen und jeder Frau mit auf den Weg geben: Gebt nicht auf! Sucht so lange weiter, bis ihr jemanden findet, der euch zuhört. Lasst euch nicht auf eure Optik und euer Alter reduzieren. Am Ende weiß doch jeder selbst am besten, ob mit einem etwas nicht in Ordnung ist.

Im Dezember habe ich nun nach 6 Jahren Beschwerden meinen Liposuktions-Marathon gestartet und bereits die Beine abgeschlossen. Im April stehen nur noch die Arme an und dann kann ich endlich einem schmerzfreien Leben entgegen fiebern!

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