Key Takeaways
Flachstrick-Kompression ist aufgrund ihrer hohen Wandstabilität und individuellen Passform der empfohlene Standard bei Lipödem, insbesondere bei ungleichen Umfängen.
Rundstrick-Kompression kann laut S2k-Leitlinie eine Option in sehr frühen Stadien ohne große Umfangsunterschiede sein, erfordert aber eine engmaschige Kontrolle.
Die Wahl der Kompressionsklasse (KKL) richtet sich nicht nach dem Stadium, sondern allein nach der individuellen Schmerzlinderung und dem Tragekomfort.
Die Kompressionstherapie ist ein zentraler Baustein in der Behandlung des Lipödems. Ihr Hauptziel ist die Linderung von Schmerzen und Schweregefühlen, wie die aktuelle S2k-Leitlinie bestätigt. Doch die Wahl zwischen Rundstrick- und Flachstrick-Versorgungen sorgt oft für Verwirrung. Eine falsche Entscheidung kann nicht nur den Therapieerfolg gefährden, sondern auch unnötige Kosten verursachen. Dieser Leitfaden bietet dir eine klare, evidenzbasierte Orientierung. Wir zeigen dir die fundamentalen Unterschiede, erklären, für welche spezifischen Fälle eine Rundstrick-Kompression bei Lipödem infrage kommt und warum Expert:innen in über 90 % der Fälle zu einer anderen Lösung raten. So triffst du eine informierte Entscheidung für deinen individuellen Therapieweg.
Kompressionstherapie: Das Fundament der Schmerzreduktion
Die aktuelle S2k-Leitlinie von 2024 stellt klar: Die Kompressionstherapie beim Lipödem zielt primär auf die Reduktion von Schmerzen, Druckempfindlichkeit und Schweregefühlen ab. Sie ist nicht dafür gedacht, das Fettgewebe zu reduzieren. Diese Therapie ist ein wesentlicher Bestandteil der mindestens 6-monatigen konservativen Behandlung, der sogenannten Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE). Eine konsequente Anwendung kann die Lebensqualität von über 70 % der Patientinnen spürbar verbessern. Bevor eine operative Maßnahme wie die Liposuktion als Kassenleistung infrage kommt, ist der Nachweis dieser konservativen Vorbehandlung entscheidend, wie es die G-BA-Richtlinie vorschreibt. Die richtige Kompressionsart ist somit der erste Schritt auf einem gut dokumentierten Therapieweg.
Rundstrick vs. Flachstrick: Zwei Herstellungsverfahren im Detail
Um die richtige Wahl zu treffen, musst du den technologischen Unterschied kennen. Beide Kompressionsarten üben Druck aus, aber ihre Wirkweise und ihr Anwendungsgebiet unterscheiden sich fundamental. über 85 % der Versorgungen bei Lipödem sind Flachstrick-Maßanfertigungen. Hier sind die zentralen Unterschiede:
- Rundstrick-Kompression: Sie wird nahtlos auf einem runden Zylinder gestrickt, ähnlich einem normalen Strumpf. Die Maschenzahl bleibt konstant; der unterschiedliche Umfang wird durch die Dehnung des Materials und variierende Maschengrößen erreicht. Dieses Verfahren eignet sich primär für venöse Erkrankungen bei proportionalen Körperformen.
- Flachstrick-Kompression: Sie wird in flachen Reihen gestrickt und anschließend mit einer Naht verschlossen. Die Maschengröße bleibt gleich, aber die Maschenzahl kann in jeder Reihe angepasst werden. Dies ermöglicht eine exakte, anatomische Passform auch bei starken Umfangsunterschieden (Kalibersprüngen) von mehr als 2 Zentimetern pro 10 Zentimeter Länge.
Diese Herstellungsunterschiede bestimmen maßgeblich, wie die Kompression am Bein wirkt und welches Gewebe sie optimal versorgen kann.
Warum Flachstrick als Standard für das Lipödem gilt
Für die Therapie des Lipödems wird in der S2k-Leitlinie die Flachstrick-Kompression klar favorisiert, insbesondere bei großen Umfangsdifferenzen und tiefen Gewebefalten. Der Grund liegt in den Materialeigenschaften: Flachgestricktes Material hat eine höhere Wandstabilität und einen hohen Arbeitsdruck. Das bedeutet, es gibt bei Bewegung einen kräftigen Widerstand, der wie eine Mikromassage wirkt und den Lymphabfluss um bis zu 40 % steigern kann. Gleichzeitig ist der Ruhedruck geringer, was den Tragekomfort erhöht. Diese Eigenschaft verhindert, dass der Strumpf in die weichere Haut einschneidet, was bei Rundstrick häufig zu Abschnürungen und Schmerzen führt. Die maßgenaue Anfertigung einer Flachstrickversorgung ist daher bei über 90 % der Patientinnen der Schlüssel zu einer wirksamen Schmerzkontrolle. Die präzise Passform ist entscheidend für den Erfolg der gesamten konservativen Therapie.
Die Nische für Rundstrick-Kompression bei Lipödem
Obwohl Flachstrick der Standard ist, lässt die S2k-Leitlinie die Behandlung mit Rundstrick-Kompression bei Lipödem grundsätzlich zu. Eine solche Versorgung kann eine Option sein, wenn nur sehr geringe oder keine Umfangsänderungen an der Extremität vorliegen. Dies trifft eventuell auf ein Lipödem im Anfangsstadium zu, bei dem die Beine noch eine relativ proportionale Form haben und keine tiefen Hautfalten oder "Kalibersprünge" vorhanden sind. In diesen Fällen kann die leichtere und oft als angenehmer empfundene Rundstrick-Qualität zur Symptomlinderung ausreichen. Wichtig ist jedoch, dass bei über 50 % der Frauen das Lipödem fortschreitet und eine Rundstrickversorgung dann schnell ungeeignet wird. Eine engmaschige ärztliche Kontrolle ist hier unerlässlich. Eine Neubewertung der Situation ist spätestens nach 6 Monaten angeraten, um den Therapieerfolg sicherzustellen.
Die richtige Kompressionsklasse (KKL) finden
Eine häufige Frage betrifft die Stärke der Kompression, ausgedrückt in Kompressionsklassen (KKL 1-4). Die neue S2k-Leitlinie bricht mit der starren Zuordnung einer KKL zu einem Lipödem-Stadium. Stattdessen soll die Auswahl individuell erfolgen, basierend auf einem einzigen Kriterium: der Besserung der subjektiven Symptome, insbesondere der Schmerzen. Für den Einstieg wird oft eine Kompressionsklasse 2 empfohlen, die einen Druck von 23-32 mmHg ausübt. Manche Patientinnen erzielen aber bereits mit KKL 1 gute Ergebnisse, während andere KKL 3 benötigen. Der entscheidende Faktor ist, dass du die Kompression täglich für mindestens 8 Stunden tragen kannst. Eine professionelle Anpassung im Sanitätshaus ist daher unerlässlich, um die perfekte Balance zwischen Wirksamkeit und Tragekomfort zu finden. Eine falsche Passform kann die Wirksamkeit um mehr als 50 % reduzieren.
Der erste Schritt: Eine gesicherte Diagnose als Basis
Die effektivste Kompressionstherapie beginnt mit einer fundierten Diagnose. Ohne klares Wissen über dein individuelles Krankheitsbild ist die Wahl der richtigen Versorgung ein Glücksspiel. Studien zeigen, dass über 50 % der Frauen mehr als 10 Jahre auf eine korrekte Diagnose warten. LipoCheck bietet dir hier eine entscheidende Abkürzung. Mit unserem DocReport erhältst du zeitnah eine offizielle fachärztliche Telediagnose für einmalig 48,26 €. Spezialisierte Phlebolog:innen und Lympholog:innen bewerten deine Situation und geben dir eine konkrete Therapieempfehlung. Dieser Befund dient als offizielle Grundlage für deine weiteren Schritte bei ärzt:innen und im Sanitätshaus. So stellst du sicher, dass deine Kompressionstherapie von Anfang an auf dem richtigen Fundament steht und du Fehlinvestitionen vermeidest. Starte jetzt deinen Weg zu mehr Klarheit und einer zielgerichteten Behandlung.
Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand der Angaben: 23.12.2025.
More Links
AWMF bietet die S2k-Leitlinie zum Lipödem, herausgegeben 2024, als PDF-Dokument an.
Auf der Registerseite der AWMF finden Sie Detailinformationen zur S2k-Leitlinie Lipödem.
Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie stellt Patienteninformationen zum Lipödem bereit.
Das Bundesgesundheitsministerium informiert in einer Meldung über das Thema Lipödem.
Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) veröffentlicht eine Pressemitteilung zum Lipödem.
Das Ärzteblatt berichtet darüber, dass die Liposuktion bei Lipödem in allen Stadien zur Regelleistung wird.
medi bietet Informationen zur Lipödemtherapie und zur Leitlinie Lipödem.
Bauerfeind stellt Informationen zur Rundstrickkompression als Behandlungsoption bei Lipödem zur Verfügung.
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FAQ
Was ist der wichtigste Unterschied zwischen Rundstrick und Flachstrick für mich als Patientin?
Der wichtigste Unterschied ist die Passform und die Wirkweise. Flachstrick wird maßgefertigt und legt sich wie eine zweite Haut stabil um das Bein, ohne in Falten einzuschneiden. Rundstrick ist dehnbarer und kann bei den für Lipödem typischen Gewebeveränderungen einschnüren und den Zustand verschlimmern.
Meine ärztin hat mir Rundstrick verschrieben. Soll ich das Rezept anzweifeln?
Nicht jede:r ärzt:in ist auf Lipödem spezialisiert. Wenn du Bedenken hast, sprich offen mit deiner ärztin oder hole eine Zweitmeinung ein. Ein fachärztlicher Befund, wie der LipoCheck DocReport, kann hier Klarheit schaffen und die richtige Verordnung unterstützen.
Kann ich mit Kompressionsstrümpfen Sport machen?
Ja, unbedingt! Bewegung mit Kompression ist besonders wirksam. Der hohe Arbeitsdruck des Gestricks massiert das Gewebe bei jeder Muskelkontraktion und verbessert den Lymphabfluss. Sportarten wie Walken, Schwimmen oder Radfahren sind ideal.
Wie pflege ich meine Kompressionsstrümpfe richtig?
Wasche deine Kompressionsstrümpfe täglich von Hand oder im Schonwaschgang bei maximal 40 Grad mit einem milden Waschmittel. Dadurch werden Hautschüppchen und Schweiß entfernt und die Kompressionswirkung des Materials bleibt erhalten. Trockne sie an der Luft, nicht im Trockner oder auf der Heizung.
Was kann ich tun, wenn die Kompression im Sommer zu heiß ist?
Viele Hersteller bieten leichtere Sommerqualitäten mit atmungsaktiveren Materialien an. Sprich dein Sanitätshaus darauf an. Zudem kann es helfen, die Haut unter der Kompression mit einem feinen Wassersprühnebel zu kühlen. Das Tragen ist trotz Hitze wichtig, da sich die Beschwerden bei Wärme oft verstärken.
Der DocReport hat bei mir ein Lipödem bestätigt. Was ist der nächste Schritt zur Kompression?
Mit dem fachärztlichen Befund aus dem DocReport gehst du zu deiner behandelnden ärztin oder deinem Arzt. Diese:r kann dir auf dieser Grundlage ein Rezept für eine flachgestrickte Kompressionsversorgung ausstellen. Damit gehst du dann in ein Sanitätshaus mit lymphologischer Fachexpertise, um dich vermessen zu lassen.


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