Phase 1: Anamnese - Das Gespräch als Fundament der Diagnose

Der erste und wichtigste Schritt im Lipödem Diagnose Ablauf ist ein ausführliches Gespräch mit einer spezialisierten ärztin oder einem Arzt. Hier werden deine Krankengeschichte und deine Symptome erfasst. über 90 % der Diagnosestellung basiert auf den richtigen Fragen und deinen Antworten.

Typische Fragen während der Anamnese sind:

• Seit wann beobachtest du die Veränderungen an deinem Körper (z. B. seit der Pubertät oder einer Schwangerschaft)?
• Wo genau treten die Schmerzen auf und wie stark sind sie auf einer Skala von 1 bis 10?
• Neigst du dazu, schnell blaue Flecken zu bekommen, selbst bei leichten Stößen?
• Fühlen sich deine Beine oft schwer und gespannt an, besonders nach einem langen Tag?
• Gibt es ähnliche Fälle in deiner Familie bei weiblichen Verwandten?

Eine präzise Beschreibung deiner Symptome ist für die Diagnosestellung entscheidend. Die S2k-Leitlinie betont den Schmerz als Leitsymptom für die Erkrankung. Eine gute Vorbereitung auf dieses Gespräch, eventuell mit einem Symptom-Tagebuch, kann den Prozess unterstützen und beschleunigen.

Phase 2: Inspektion und Palpation - Der klinische Blick auf die Symptome

Nach dem Gespräch folgt die körperliche Untersuchung, die aus zwei Teilen besteht: der Inspektion (Anschauen) und der Palpation (Abtasten). Die ärztin oder der Arzt achtet auf typische, sichtbare Merkmale des Lipödems. Dazu gehört die disproportionale Fettverteilung, bei der Rumpf und Füße schlank bleiben, während Beine und Arme an Umfang zunehmen.

Bei der Tastuntersuchung wird das Gewebe beurteilt. Ein typisches Zeichen ist eine feinknotige oder grobknotige Struktur der Unterhaut, die an Reiskörner oder Walnüsse erinnern kann. Zudem wird der sogenannte Kneiftest durchgeführt, um die charakteristische Schmerzhaftigkeit des Gewebes zu prüfen. Im Gegensatz zu normalem Fettgewebe ist das Lipödem-Gewebe oft schon bei leichtem Druck schmerzempfindlich. Diese Untersuchung hilft, den Unterschied zu anderen Erkrankungen festzustellen.

Phase 3: Differenzialdiagnostik - Andere Ursachen sicher ausschließen

Ein zentraler Teil im Lipödem Diagnose Ablauf ist der Ausschluss anderer Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können. Rund 80 % der Frauen, die mit Verdacht auf Lipödem an eine Fachklinik überwiesen werden, haben eine andere Diagnose. Daher ist dieser Schritt so wichtig für die Therapiesicherheit.

Folgende Krankheitsbilder müssen abgegrenzt werden:

1. Adipositas (übergewicht): Hierbei ist die Fettverteilung meist am ganzen Körper symmetrisch, also auch an Händen und Füßen, und das Gewebe ist in der Regel nicht schmerzhaft.
2. Lymphödem: Dieses entsteht durch eine Störung des Lymphsystems und ist oft asymmetrisch (nur ein Bein betroffen). Ein typisches Zeichen ist das Stemmer'sche Zeichen, bei dem sich die Haut an der zweiten Zehe nicht abheben lässt.
3. Phlebödem: Eine Venenschwäche kann ebenfalls zu Schwellungen führen, die sich aber meist über Nacht bessern und oft mit Krampfadern einhergehen.

Eine Ultraschalluntersuchung der Venen kann Teil der Diagnostik sein, um ein Phlebödem auszuschließen. Die genaue Abgrenzung ist entscheidend, da die Therapieansätze sich grundlegend unterscheiden und nur eine korrekte Diagnose zu einer Linderung der Beschwerden führen kann. Mehr Informationen zur Arztsuche findest du in unserem Ratgeber "Welcher Arzt bei Lipödem?".

Phase 4: Der digitale Weg zur Ersteinschätzung - Wie der DocReport den Prozess beschleunigt

Die langen Wartezeiten von bis zu 12 Monaten auf einen Termin bei spezialisierten Phlebolog:innen oder Lympholog:innen stellen für viele Frauen eine große Hürde dar. Hier bietet der LipoCheck DocReport eine zeitnahe Alternative für eine erste fachärztliche Einschätzung. Dieser digitale Service kann den Lipödem Diagnose Ablauf erheblich beschleunigen.

Der Prozess ist einfach und von zu Hause aus durchführbar:

• Du füllst einen detaillierten, auf den Leitlinien basierenden Fragebogen zu deinen Symptomen aus.
• Du lädst standardisierte Fotos der betroffenen Körperregionen in einem gesicherten System hoch.
• Spezialisierte Fachärzt:innen analysieren deine Angaben und erstellen einen offiziellen Arztbrief mit einer Verdachtsdiagnose und Therapieempfehlung.

Der DocReport kostet einmalig 48,26 € und dient als offizielle fachärztliche Telediagnose zur Orientierung. Er ersetzt nicht zwingend eine Präsenzuntersuchung, liefert dir aber eine fundierte Grundlage, um die nächsten Schritte in deinem Versorgungsweg gezielt und ohne monatelanges Warten einzuleiten. Du erhältst damit ein Dokument, das du bei deinem Hausarzt oder in einer Klinik vorlegen kannst.

Phase 5: Nach der Diagnose - Therapieplanung und die neuen Kassenleistungen nun

Steht die Diagnose Lipödem fest, wird der individuelle Therapieweg besprochen. Die Basistherapie ist die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE). Sie besteht aus Manueller Lymphdrainage (MLD), Kompressionstherapie, Bewegung und Hautpflege und muss oft über mindestens 6 Monate konsequent durchgeführt werden.

Eine wichtige Neuerung betrifft die operative Therapie: Ab dem 01.01.2026 ist die Liposuktion beim Lipödem eine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen, sofern die Voraussetzungen der Qualitätssicherungs-Richtlinie (QS-RL) erfüllt sind. Ein Antrag bei der Krankenkasse ist dann nicht mehr erforderlich; die medizinische Notwendigkeit wird von den ärzt:innen festgestellt. Die operative Durchführung muss nach dem Vier-Augen-Prinzip erfolgen, d.h., die Indikation und die Operation werden von zwei unterschiedlichen ärzt:innen verantwortet. Zur Unterstützung im Alltag und beim Selbstmanagement kann die LipoAlly-App helfen, die von vielen Partnerkrankenkassen übernommen wird.