Key Takeaways
Das Hauptziel der Kompressionstherapie bei Lipödem ist die Linderung von Schmerzen und Spannungsgefühlen, nicht die Reduktion von Fettgewebe.
Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe werden für die meisten Lipödem-Patientinnen empfohlen, da sie einen konstanten Druck gewährleisten und individuell angepasst und orientiert sich an der Schwellungsneigung werden.
Tägliches Tragen der Kompression, besonders in Kombination mit Bewegung, ist entscheidend für den Therapieerfolg und kann die Schmerzen signifikant senken.
Für viele Frauen mit Lipödem sind Schmerzen und ein ständiges Druckgefühl ein täglicher Begleiter, der die Lebensqualität stark einschränkt. Die konservative Therapie bildet die Basis der Behandlung, und hier spielt die Kompressionstherapie eine entscheidende Rolle. Sie zielt nicht darauf ab, das Fettgewebe zu reduzieren, sondern die Symptome wirksam zu bekämpfen. Laut der aktuellen S2k-Leitlinie ist das primäre Ziel die Reduktion von Schmerz und anderen subjektiven Beschwerden. Dieser Artikel zeigt dir, wie die Kompressionstherapie bei Lipödem funktioniert, welche Versorgungen es gibt und wie du sie optimal in deinen Alltag integrierst, um deine Beschwerden nachweislich zu senken.
Die Grundlage der Lipödem-Therapie verstehen
Die Kompressionstherapie ist ein Grundpfeiler der sogenannten Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE). Die aktuelle S2k- Leitlinie zum Lipödem stellt klar, dass das Hauptziel die Linderung deiner Symptome ist. Es geht darum, den Schmerz zu reduzieren, der bei über 90% der Patientinnen das Leitsymptom darstellt. Die Kompression ist nicht dafür geeignet, das Fettgewebe selbst zu verringern. Sie wirkt durch gezielten Druck von außen auf das Gewebe, was die Schmerzrezeptoren entlasten und den Stoffwechsel im Gewebe verbessern kann. Eine frühzeitige und konsequente Anwendung ist oft ein erster, wirksamer Schritt auf deinem individuellen Therapieweg bei Lipödem. Dieser Ansatz bildet die Basis für alle weiteren Maßnahmen.
Schmerzlinderung um über 2 Punkte auf der Skala erreichen
Die Wirksamkeit der Kompressionstherapie bei Lipödem-Schmerzen ist durch Studien belegt. Eine Metaanalyse zeigte eine signifikante Schmerzreduktion bei Patientinnen, die eine multimodale Therapie mit Kompression erhielten. Der Schmerzwert auf einer 10-Punkte-Skala konnte im Schnitt um mehr als 2 Punkte gesenkt werden. Dieser Effekt entsteht, weil der konstante Druck die überreizten Nervenfasern im Gewebe beruhigt. Zudem wird der Abtransport von entzündungsfördernden Stoffen unterstützt. Die Therapie kann eine Vielzahl von Beschwerden bessern. Eine Pilotstudie zeigte bereits nach 6 Wochen eine signifikante Reduktion der Druckempfindlichkeit. Die wichtigsten Effekte sind:
- Reduktion von Berührungs- und Druckschmerz
- Linderung des Spannungs- und Schweregefühls
- Verbesserung der Gewebefestigkeit
- Unterstützung der Muskel- und Gelenkfunktion
- Reduzierung der Neigung zu blauen Flecken
Diese spürbaren Verbesserungen sind ein wichtiger Teil der konservativen Lipödem-Therapie und steigern die Lebensqualität.
Flachstrick-Kompression für optimale Passform auswählen
Bei der Kompressionsversorgung wird grundsätzlich zwischen zwei Herstellungsarten unterschieden. Für Lipödem-Patientinnen wird in über 80% der Fälle eine flachgestrickte Versorgung empfohlen, da sie entscheidende Vorteile bietet. Sie wird nach Maß gefertigt und kann so auch bei starken Umfangsunterschieden, den sogenannten Kalibersprüngen, einen exakten Druckverlauf garantieren. Das festere Material der Flachstrick-Versorgung verhindert ein Einschneiden in die Weichteile. Im Gegensatz dazu sind rundgestrickte Strümpfe eher für Venenleiden geeignet. Hier die zentralen Unterschiede:
- Material: Flachstrick ist wandstabiler und weniger dehnbar, was einen hohen Arbeitsdruck bei Bewegung erzeugt.
- Herstellung: Flachgestrickte Versorgungen werden in Reihen gestrickt und mit einer Naht verschlossen, was eine individuelle Passform ermöglicht.
- Druckverteilung: Das robuste Gestrick verteilt den Druck flächig und konstant, auch bei tiefen Gewebefalten.
- Anwendung: Flachstrick ist die erste Wahl bei Lipödem und Lymphödem, während Rundstrick bei venösen Problemen eingesetzt wird.
Die Wahl der richtigen flachgestrickten Kompression ist entscheidend für den Therapieerfolg.
Kompression im Alltag erfolgreich integrieren
Die beste Kompressionsversorgung wirkt nur, wenn sie täglich getragen wird. Viele Frauen berichten, dass sie nach einer Eingewöhnungszeit von 1-2 Wochen ihre Kompression nicht mehr missen möchten. Bewegung mit Kompression verstärkt den positiven Effekt, da die Muskelpumpe aktiviert und der Lymphabfluss angeregt wird. Schon 30 Minuten zügiges Gehen am Tag können die Schmerzsymptomatik verbessern. Auch im Sommer ist das Tragen wichtig, da Wärme die Beschwerden oft verstärkt. Moderne Materialien sind heute atmungsaktiver als noch vor 5 Jahren. Mit den richtigen Tipps lässt sich die Therapie gut umsetzen. Eine gute Strategie für heiße Tage kann den Tragekomfort deutlich erhöhen. So wird die Kompression zu einem selbstverständlichen Teil deines Alltags.
IPK-Geräte als Ergänzung zur täglichen Kompression nutzen
Die Apparative Intermittierende Pneumatische Kompression (IPK) ist eine sinnvolle Ergänzung zur täglichen Kompressionsbestrumpfung. Dabei werden Manschetten um die Beine oder Arme gelegt, die sich in Zyklen von 30-60 Sekunden mit Luft füllen und wieder entleeren. Die S2k-Leitlinie empfiehlt den Einsatz der IPK zur Schmerzlinderung und zur Reduktion begleitender ödeme. Diese Therapie kann nach ärztlicher Verordnung und Einweisung selbstständig zu Hause durchgeführt werden. Eine typische Anwendung dauert etwa 30 bis 60 Minuten pro Tag. Die IPK ersetzt nicht die manuelle Lymphdrainage oder die Kompressionsstrümpfe, kann aber die konservative Therapie wirksam unterstützen, besonders an Tagen mit starken Beschwerden. Sie ist eine wertvolle Hilfe, auch im Rahmen der Nachsorge nach einer Liposuktion.
Versorgung sichern und Kostenübernahme regeln
Medizinische Kompressionsstrümpfe sind Hilfsmittel, die von ärzt:innen verordnet werden können. In der Regel stehen dir pro Jahr 2 Versorgungen zu. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen dabei einen Großteil der Kosten, es fällt lediglich eine gesetzliche Zuzahlung von maximal 10 Euro an. Voraussetzung ist eine gesicherte Diagnose. Der Weg dorthin kann jedoch lang sein; über 50% der Frauen warten mehr als 10 Jahre darauf. Der LipoCheck DocReport kann diesen Prozess beschleunigen. Für eine einmalige Gebühr von 48,26 € erhältst du eine fachärztliche Telediagnose, die dir Orientierung gibt und als Grundlage für das Gespräch mit deiner behandelnden ärztin oder deinem Arzt dient. So klärst du schneller die Frage der Kostenübernahme für deine Kompression.
Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand der Angaben: 23.12.2025.
More Links
medi bietet auf seiner Produktseite umfassende Informationen zu Kompressionsstrümpfen, die speziell für die Ödemtherapie entwickelt wurden.
Jobst stellt detaillierte Informationen zur Kompressionstherapie bereit, die Ihnen helfen, das Lipödem zu managen.
Die Lipödem Gesellschaft e.V. bietet grundlegende und allgemeine Informationen über das Lipödem.
Bauerfeind informiert umfassend über Lip- und Lymphödeme im Rahmen ihrer Gesundheitsangebote.
Die Lipödem Hilfe Deutschland e.V. bietet Informationen zur Kompression als wichtiger Bestandteil der konservativen Lipödem-Therapie.
Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPÄC) bietet detaillierte Patienteninformationen zum Lipödem.
FAQ
Wie lange muss ich die Kompression täglich tragen?
Für einen optimalen Therapieerfolg wird empfohlen, die Kompressionsversorgung täglich von morgens nach dem Aufstehen bis abends vor dem Schlafengehen zu tragen. Nur durch konsequentes Tragen kann der Druck auf das Gewebe aufrechterhalten und die Symptome dauerhaft gelindert werden.
Was ist der Unterschied zwischen Stützstrümpfen und medizinischen Kompressionsstrümpfen?
Stützstrümpfe haben nur eine leichte, undefinierte Druckwirkung und dienen gesunden Venen zur Vorbeugung, z.B. auf Reisen. Medizinische Kompressionsstrümpfe sind ein medizinisches Hilfsmittel mit einem kontrollierten, nach oben hin abnehmenden Druckverlauf. Sie werden zur Therapie von Erkrankungen wie dem Lipödem eingesetzt und ärztlich verordnet.
Kann ich mit meiner Kompressionsversorgung Sport machen?
Ja, Bewegung und Sport mit Kompression sind sogar sehr empfehlenswert. Der sogenannte Arbeitsdruck, der bei Muskelbewegung entsteht, massiert das Gewebe und verbessert den Lymphabfluss. Besonders gelenkschonende Sportarten wie Schwimmen, Aqua-Fitness oder Radfahren sind ideal.
Was kann ich tun, wenn die Kompression im Sommer zu heiß ist?
Moderne Kompressionsstrümpfe bestehen aus atmungsaktiven Mikrofasern. Zusätzlich kannst du die Haut unter der Kompression mit einem Wasserspray kühlen. Wichtig ist, die Kompression auch bei Hitze zu tragen, da Wärme die Lipödem-Symptome oft verschlimmert.
Meine Kompression rutscht ständig, was kann ich tun?
Wenn deine Kompression rutscht, ist die Passform möglicherweise nicht mehr optimal. überprüfe gemeinsam mit deinem Sanitätshaus den Sitz. Manchmal helfen Haftbänder mit Silikonnoppen oder ein spezieller Hautkleber. Eine gute Passform ist für die Wirksamkeit entscheidend.
Wie pflege ich meine Kompressionsstrümpfe richtig?
Wasche deine Kompressionsstrümpfe idealerweise täglich oder mindestens alle zwei Tage bei maximal 40 Grad im Schonwaschgang mit Feinwaschmittel. Das erhält die Elastizität und entfernt Hautschüppchen sowie Schweiß. Verwende keinen Weichspüler und trockne die Strümpfe an der Luft, nicht im Trockner oder auf der Heizung.


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