Key Takeaways
Gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für zwei Paar maßgefertigte, flachgestrickte Kompressionsstrümpfe pro Jahr.
Für Patientinnen fällt pro Versorgung eine gesetzliche Zuzahlung von maximal 10 Euro an.
Eine fachärztliche Diagnose und ein korrekt ausgestelltes Rezept sind die zwingende Voraussetzung für die Kostenübernahme.
Für Frauen mit Lipödem ist die Kompressionstherapie ein zentraler Baustein zur Linderung von Schmerzen und Schwellungen. Die damit verbundenen finanziellen Fragen können jedoch verunsichern. Die gute Nachricht ist: In Deutschland sind medizinische Kompressionsstrümpfe ein anerkanntes Hilfsmittel, dessen Kosten bei ärztlicher Verordnung größtenteils von den gesetzlichen Krankenkassen getragen werden. Dieser Leitfaden erklärt dir präzise, welche Kosten auf dich zukommen, wie die Erstattung funktioniert und wie du den Prozess von der Diagnose bis zur perfekt sitzenden Kompressionsversorgung effizient gestaltest.
Die Grundlage: Warum Kompression bei Lipödem medizinisch notwendig ist
Die Kompressionstherapie ist eine der wichtigsten Säulen der konservativen Behandlung des Lipödems, auch bekannt als Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE). Sie übt einen konstanten, flächigen Druck auf das Gewebe aus, was den Abfluss von Lymphflüssigkeit unterstützen und Schmerzen reduzieren kann. Bei Lipödem werden fast immer maßgefertigte, flachgestrickte Kompressionsstrümpfe verordnet, da sie einen geringeren Dehnungsgrad haben und auch bei Bewegung einen hohen Arbeitsdruck aufrechterhalten. Diese medizinische Notwendigkeit ist die Voraussetzung für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse und unterscheidet sie klar von einfachen Stützstrümpfen. Die richtige flachgestrickte Kompression ist entscheidend für den Therapieerfolg.
Kostenstruktur: Zuzahlung und mögliche Zusatzkosten im überblick
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für die medizinisch notwendige Standardversorgung. Für dich als Patientin fällt lediglich die gesetzliche Zuzahlung an. Diese beträgt 10 % des Preises, jedoch mindestens 5 Euro und maximal 10 Euro pro Hilfsmittel. Da du in der Regel zwei Versorgungen pro Jahr erhältst, liegt deine gesetzliche Zuzahlung bei maximal 20 Euro jährlich. Wählst du jedoch besondere Ausführungen, die über das medizinisch Notwendige hinausgehen (z.B. spezielle Farben, Muster oder Haftbänder), kann eine "wirtschaftliche Aufzahlung" anfallen. Diese zusätzlichen Kosten musst du selbst tragen. Die Kosten für eine einzelne maßgefertigte Kompressionsstrumpfhose können ohne Kassenleistung mehrere hundert Euro betragen, was die Bedeutung der korrekten Verordnung unterstreicht. Informiere dich auch, welche Kompressionsklasse bei Lipödem für dich die richtige ist.
Der Anspruch: So sichern Sie Ihre jährliche Versorgung
Als gesetzlich versicherte Patientin mit der Diagnose Lipödem hast du in der Regel Anspruch auf zwei Garnituren Kompressionsstrümpfe pro Jahr. Dies stellt sicher, dass du immer eine Versorgung zum Tragen und eine zum Waschen oder Trocknen hast. Eine ärztliche Diagnose ist die zwingende Voraussetzung für die Verordnung. Der Prozess sieht wie folgt aus:
- Facharztbesuch: Eine Phlebologin oder ein Lymphologe stellt die Diagnose und stellt das Rezept (Hilfsmittelverordnung) aus.
- Rezeptdetails: Auf dem Rezept müssen die genaue Diagnose (Lipödem Stadium I, II oder III), die Art der Versorgung (z.B. "2 flachgestrickte Kompressionsstrumpfhosen nach Maß") und die Kompressionsklasse (meist KKL 2 oder 3) vermerkt sein.
- Sanitätshaus: Mit diesem Rezept gehst du zu einem qualifizierten Sanitätshaus, wo deine Beine exakt vermessen werden.
- Herstellung und Anpassung: Die Strümpfe werden individuell für dich angefertigt, was eine optimale Passform und Wirksamkeit gewährleistet.
Die regelmäßige Erneuerung nach 6 Monaten ist wichtig, da das Material durch tägliches Tragen und Waschen an Kompressionsdruck verliert. Der richtige Kauf von Kompressionsstrümpfen beginnt immer mit einem korrekten Rezept.
Kostenoptimierung: Zuzahlungsbefreiung und steuerliche Absetzbarkeit
Die jährlichen Zuzahlungen von etwa 20 Euro sind überschaubar, können sich aber summieren. Es gibt Möglichkeiten, diese Belastung zu reduzieren. Erreichst du mit deinen gesamten gesetzlichen Zuzahlungen (für Medikamente, Hilfsmittel, etc.) deine persönliche Belastungsgrenze, kannst du bei deiner Krankenkasse eine Zuzahlungsbefreiung für den Rest des Jahres beantragen. Diese Grenze liegt bei 2 % deines jährlichen Bruttoeinkommens, für chronisch Kranke bei 1 %. Alle Ausgaben für medizinische Hilfsmittel, die du selbst trägst (Zuzahlungen und wirtschaftliche Aufzahlungen), können zudem als außergewöhnliche Belastungen in deiner Steuererklärung geltend gemacht werden. Dafür musst du den zumutbaren Eigenanteil überschreiten. Sammle daher alle Belege und Rezepte sorgfältig. Es lohnt sich zu prüfen, ob du Gesundheitskosten von der Steuer absetzen kannst.
Sonderfall An- und Ausziehhilfen: Wann die Kasse zusätzlich zahlt
Das tägliche An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen kann eine Herausforderung sein, besonders bei Bewegungseinschränkungen. Wenn eine medizinische Notwendigkeit besteht, kann dein Arzt oder deine ärztin auch eine An- oder Ausziehhilfe auf einem separaten Rezept verordnen. Auch hier ist eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse abzüglich der gesetzlichen Zuzahlung möglich. Dies kann den Alltag erheblich erleichtern und die Therapietreue fördern. Die Verordnung muss die Notwendigkeit gut begründen, zum Beispiel durch eingeschränkte Mobilität im Rücken oder mangelnde Kraft in den Händen. Sprich deine behandelnden Fachärzt:innen aktiv darauf an, wenn du hier Unterstützung benötigst. Die richtigen Kompressionsstrümpfe bei Lipödem sind nur wirksam, wenn sie täglich getragen werden.
Der erste Schritt: Wie LipoCheck den Weg zur Versorgung beschleunigt
Bevor du ein Rezept für Kompressionsstrümpfe erhalten kannst, benötigst du eine fachärztliche Diagnose. Angesichts langer Wartezeiten bei Fachärzt:innen von oft bis zu 12 Monaten kann dies den Therapiebeginn verzögern. Hier bietet LipoCheck eine zeitnahe Lösung. Mit unserem DocReport erhältst du für eine einmalige Gebühr von 48,26 € eine offizielle fachärztliche Telediagnose. Dieser Arztbrief dient als fundierte Grundlage für das Gespräch mit deiner behandelnden ärztin oder deinem Arzt vor Ort, um die notwendige Verordnung für deine Kompressionsstrümpfe auf Kassenrezept zu erhalten und deinen Versorgungsweg zu beschleunigen. Unsere LipoAlly-App unterstützt dich zusätzlich im Selbstmanagement deiner Therapie.
Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand der Angaben: 23.12.2025.
More Links
Die AWMF bietet die offizielle S2k-Leitlinie zum Lipödem: Diagnostik und Therapie (Stand: 2024-01), eine wichtige Grundlage für die medizinische Behandlung.
Auf der AWMF-Detailseite finden Sie weitere Informationen zur Erstellung und Gültigkeit der Leitlinie zum Lipödem.
Die Lipödem Gesellschaft informiert umfassend über das Lipödem, seine Symptome und die Diagnose.
Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGAEPC) stellt wichtige Informationen zur Lipödem-Behandlung als Kassenleistung bereit.
Der Sozialverband VdK Deutschland beleuchtet die Kostenübernahme der Fettabsaugung bei Lipödem durch die Krankenkasse.
Der GKV-Spitzenverband stellt Dokumente zur Fortschreibung der Produktgruppe 17 (Kompressionsversorgungen) zur Verfügung, die für Lipödem-Patientinnen relevant sind.
Eine Pressemitteilung des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) informiert über das Thema Lipödem, beispielsweise zur Anerkennung von Behandlungsverfahren.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) berichtet in einer Praxisnachricht über die Anerkennung der Fettabsaugung als Behandlungsmethode bei Lipödem.
FAQ
Was mache ich, wenn mein Rezept von der Krankenkasse abgelehnt wird?
Prüfe zunächst mit deinem Sanitätshaus und deiner Arztpraxis, ob alle Angaben auf dem Rezept korrekt und vollständig sind. Oft liegt es an formalen Fehlern. Bei einer inhaltlichen Ablehnung kannst du oder dein Arzt Widerspruch einlegen und die medizinische Notwendigkeit erneut begründen.
übernimmt die Kasse auch die Kosten für eine Reparatur?
Kleinere Reparaturen, die die Funktion der Kompressionsstrümpfe wiederherstellen, können unter Umständen von der Krankenkasse übernommen werden. Sprich hierzu am besten direkt mit deinem Sanitätshaus, das die Abwicklung mit der Kasse klären kann.
Gibt es Unterschiede zwischen den Krankenkassen bei der Kostenübernahme?
Die grundlegende Versorgung mit zwei Paar Kompressionsstrümpfen pro Jahr ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung und daher bei allen Kassen ähnlich geregelt. Unterschiede kann es bei den Verträgen mit den Sanitätshäusern und bei der übernahme von Zusatzleistungen geben.
Warum sind flachgestrickte Strümpfe teurer als rund gestrickte?
Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe werden immer individuell nach Maß gefertigt und haben eine Naht. Dieses Verfahren ist aufwendiger und materialintensiver als die nahtlose Herstellung von rundgestrickter Serienware. Zudem bieten sie den für das Lipödem notwendigen, hohen Arbeitsdruck.
Kann ich mir die Farbe meiner Kompressionsstrümpfe aussuchen?
Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Standardfarben (meist Hauttöne, Schwarz, Blau). Viele Hersteller bieten modische Farben oder Muster gegen eine private Zuzahlung, die sogenannte 'wirtschaftliche Aufzahlung', an.
Was ist der Unterschied zwischen Kompressions- und Stützstrümpfen?
Medizinische Kompressionsstrümpfe sind ein verordnetes Hilfsmittel mit einem definierten Druckverlauf. Stützstrümpfe haben einen geringeren Druck, dienen nur der Vorbeugung bei gesunden Venen und werden nicht von der Krankenkasse bezahlt.





