Key Takeaways
Die Kompressionstherapie beim Lipödem dient primär der Schmerzreduktion, nicht der Fettreduktion, und ist ein zentraler Baustein der konservativen Behandlung.
Für Lipödem-Patientinnen werden in der Regel maßgefertigte, flachgestrickte Kompressionsstrümpfe empfohlen, da sie einen konstanten Druck ausüben und nicht einschneiden.
Für die Kostenübernahme durch die Krankenkasse ist ein ärztliches Rezept von Fachärzt:innen notwendig; dir stehen in der Regel zwei Paar Strümpfe pro 6 Monate zu.
Die Kompressionstherapie ist ein zentraler Baustein im Management des Lipödems und zielt vor allem auf die Linderung von Schmerzen ab . Wenn du Kompressionsstrümpfe für dein Lipödem kaufen möchtest, ist das mehr als nur ein einfacher Einkauf; es ist ein wichtiger Schritt zur Verbesserung deiner Lebensqualität. Viele Frauen fühlen sich von den Optionen - Flachstrick, Rundstrick, Kompressionsklassen - und dem bürokratischen Prozess überfordert. Dieser Leitfaden entlastet dich: Wir erklären dir verständlich, warum flachgestrickte Modelle meist die bessere Wahl sind, wie du zeitnah ein korrektes Rezept von Fachärzt:innen erhältst und wie die Kostenübernahme durch die Krankenkasse ab 2026 geregelt ist. So gewinnst du die Kontrolle über deinen Therapieweg zurück.
Kompressionstherapie als Fundament der Schmerzreduktion
Die Kompressionstherapie ist laut der aktuellen S2k-Leitlinie ein zentraler Bestandteil der konservativen Behandlung des Lipödems. Ihr primäres Ziel ist nicht die Reduktion von Fettgewebe, sondern die Linderung von Schmerzen, Druckempfindlichkeit und Schweregefühlen. Durch den gezielten Druck von außen wird das Gewebe unterstützt, was bei über 90 % der Patientinnen zu einer spürbaren Symptomverbesserung führt. Diese Therapie ist ein Element der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) und wird als Langzeitbehandlung empfohlen. Eine gut sitzende Kompression bei Lipödem kann deine Mobilität im Alltag um bis zu 30 % steigern. Die richtige Versorgung ist somit die Basis für alle weiteren Therapieschritte.
Flachstrick priorisieren: Warum die Machart entscheidend ist
Bei der Auswahl von Kompressionsstrümpfen ist die Strickart entscheidend für den Therapieerfolg. Für Lipödem-Patientinnen wird in der Regel eine flachgestrickte Versorgung empfohlen. Im Gegensatz zu rundgestrickten Strümpfen, die nahtlos und hochelastisch sind, bieten flachgestrickte Modelle eine höhere Wandstabilität. Dieses festere Material übt einen flächigen, konstanten Druck aus und verhindert Einschnürungen, selbst bei großen Umfangsunterschieden.
Hier sind die zentralen Unterschiede:
- Flachstrick: Wird in Reihen gestrickt und mit einer Naht verschlossen, ist weniger dehnbar und formt das Bein aktiv. Ideal bei Lipödem, da es auch bei Bewegung einen hohen Arbeitsdruck aufrechterhält.
- Rundstrick: Wird nahtlos in einem Stück gefertigt, ist sehr elastisch und eignet sich eher für Venenleiden ohne starke ödembildung. Bei Lipödem kann es in Weichteilfalten einschneiden.
Die Wahl der richtigen flachgestrickten Kompression ist daher ein entscheidender Faktor für Tragekomfort und Wirksamkeit. Als Nächstes klären wir, wie du die ärztliche Verordnung dafür erhältst.
Diagnose beschleunigen und Rezept korrekt erhalten
Um Kompressionsstrümpfe von der Krankenkasse erstattet zu bekommen, benötigst du eine ärztliche Verordnung. Zuständig sind Fachärzt:innen für Phlebologie, Lymphologie oder Angiologie. Da die Wartezeiten auf einen Termin oft bis zu 12 Monate betragen, kann eine digitale Lösung den Prozess erheblich beschleunigen. Der LipoCheck DocReport bietet dir eine offizielle fachärztliche Telediagnose für einmalig 48,26 €. Mit diesem Befund kannst du schneller die nächsten Schritte bei deiner behandelnden ärztin oder deinem Arzt einleiten. Eine präzise Verordnung, die Diagnose, Kompressionsklasse und die Notwendigkeit einer Maßanfertigung enthält, kann die Genehmigung um bis zu 2 Wochen beschleunigen. Das Rezept für Kompressionsstrümpfe ist dein Schlüssel zur Versorgung.
Passgenauigkeit sichern durch professionelles Anmessen
Mit dem Rezept gehst du in ein qualifiziertes Sanitätshaus. Dort wird die Kompressionsversorgung exakt an deine Körpermaße angepasst. Dieser Schritt ist entscheidend, denn nur eine perfekt sitzende Kompression entfaltet ihre volle medizinische Wirkung. Das Anmessen sollte morgens erfolgen, da die Beine im Laufe des Tages an Umfang zunehmen. Geschultes Personal nimmt an bis zu 15 verschiedenen Messpunkten pro Bein Maß, um eine individuelle Passform zu garantieren. Eine falsche Passform kann nicht nur wirkungslos sein, sondern sogar zu Druckstellen oder Einschnürungen führen. Die besten Kompressionsstrümpfe sind immer die, die exakt auf dich zugeschnitten sind. Sobald die Maße genommen sind, stellt sich die Frage der Finanzierung.
Kostenübernahme durch die Krankenkasse vollständig nutzen
Medizinische Kompressionsstrümpfe sind ein anerkanntes Hilfsmittel, dessen Kosten bei ärztlicher Verordnung von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden. Du musst lediglich die gesetzliche Zuzahlung von maximal 10 € pro Versorgung leisten. In der Regel hast du Anspruch auf eine Erstausstattung mit zwei Paar Strümpfen - eines zum Tragen, eines zum Wechseln. Eine Folgeverordnung ist üblicherweise alle 6 Monate möglich, da das Material durch das tägliche Tragen an Kompressionsdruck verliert. Wichtig ist, dass auf dem Rezept die Diagnose "Lipödem" vermerkt ist, um Rückfragen zu vermeiden. Die genauen Regelungen findest du in der Produktgruppe 17 des GKV-Hilfsmittelverzeichnisses. Mit der geklärten Kostenübernahme durch die Krankenkasse rückt die Wahl der richtigen Stärke in den Fokus.
Kompressionsklasse gezielt nach Befund auswählen
Die Stärke des Drucks wird in Kompressionsklassen (KKL) angegeben. Die S2k-Leitlinie empfiehlt, keine starre Zuordnung einer Klasse zur Diagnose Lipödem vorzunehmen, sondern die Auswahl vom individuellen Befund und den Symptomen abhängig zu machen. Deine ärztin oder dein Arzt legt die passende Klasse auf dem Rezept fest.
üblicherweise werden bei Lipödem folgende Klassen verordnet:
- KKL 1 (leichter Druck, 18-21 mmHg): Selten, eher bei beginnenden Symptomen oder sehr druckempfindlichen Patientinnen.
- KKL 2 (mittlerer Druck, 23-32 mmHg): Die am häufigsten verordnete Klasse bei Lipödem zur effektiven Schmerzkontrolle.
- KKL 3 (kräftiger Druck, 34-46 mmHg): Bei ausgeprägten Befunden oder begleitenden Lymphödemen.
- KKL 4 (sehr kräftiger Druck, >49 mmHg): Kommt bei reinem Lipödem praktisch nicht zum Einsatz.
Die richtige Kompressionsklasse bei Lipödem ist entscheidend für den Therapieerfolg. Doch wie integrierst du die Strümpfe am besten in deinen Alltag?
Tragekomfort im Alltag durch richtige Handhabung steigern
Das tägliche Tragen der Kompression ist für viele eine Herausforderung, aber mit den richtigen Techniken wird es zur Routine. Das Anziehen wird durch spezielle Gummihandschuhe erheblich erleichtert, die für 5-10 € im Sanitätshaus erhältlich sind. Sie schützen das Gestrick und geben dir besseren Halt. Achte auf eine sorgfältige Hautpflege, da die Haut unter der Kompression austrocknen kann; feuchtigkeitsspendende Cremes ohne Fette sind ideal. Bewegung mit angelegter Kompression aktiviert die Muskelpumpe und verstärkt die positive Wirkung um über 40 %. Zur Unterstützung im Therapie-Alltag kann die LipoAlly-App beitragen, die von Partnerkrankenkassen übernommen wird. Eine gute Empfehlung für Kompressionsstrümpfe berücksichtigt immer auch die praktische Anwendung. So wird die Kompression zu einem wirksamen Begleiter auf deinem Therapieweg.
Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand der Angaben: 23.12.2025.
More Links
Die AWMF bietet die aktuelle S2k-Leitlinie zum Lipödem als PDF-Dokument an.
Auf der Webseite der AWMF finden Sie detaillierte Informationen zur S2k-Leitlinie Lipödem.
Der GKV-Spitzenverband stellt Dokumente zur Fortschreibung der Produktgruppe 17 für Kompressionsversorgung bereit.
Die Deutsche Gesellschaft für Phlebologie bietet eine Patientenbroschüre mit Informationen zum Lipödem.
Das Deutsche Ärzteblatt enthält einen Fachartikel zu Pathogenese, Diagnostik und Behandlungsoptionen des Lipödems.
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) informiert über die Anerkennung der Fettabsaugung als Behandlungsmethode bei Lipödem.
FAQ
Warum sind flachgestrickte Kompressionsstrümpfe besser für Lipödem geeignet?
Flachgestrickte Strümpfe werden nach Maß gefertigt und haben eine Naht. Ihr Material ist fester und weniger elastisch als bei rundgestrickten Strümpfen. Dadurch üben sie einen flächigen Druck aus, der auch bei großen Umfangsunterschieden (Kalibersprüngen) konstant bleibt und nicht in Hautfalten einschneidet, was den Tragekomfort und die medizinische Wirksamkeit erhöht.
Wie lange muss ich meine Kompressionsstrümpfe täglich tragen?
Für eine optimale Wirkung wird empfohlen, die Kompressionsstrümpfe täglich von morgens nach dem Aufstehen bis abends vor dem Schlafengehen zu tragen. Die konsequente Anwendung ist entscheidend für die Linderung der Symptome wie Schmerzen und Schweregefühl.
Was kann ich tun, wenn das Anziehen der Strümpfe schwierig ist?
Spezielle Gummihandschuhe aus dem Sanitätshaus erleichtern das Anziehen erheblich, da sie einen besseren Griff ermöglichen und das Material schonen. Bei starken Bewegungseinschränkungen kann deine ärztin oder dein Arzt auch eine An- und Ausziehhilfe auf einem separaten Rezept verordnen.
übernimmt die Krankenkasse auch farbige Strümpfe oder besondere Zusätze?
Die Grundversorgung in Standardfarben wird von der Krankenkasse übernommen. Für modische Farben oder spezielle Muster fällt oft ein privater Aufpreis an. Medizinisch notwendige Zusätze, wie beispielsweise eine spezielle Haftbandlösung oder eine eingearbeitete Pelotte, können nach ärztlicher Begründung ebenfalls erstattungsfähig sein.
Muss ich die Kompression auch nach einer Liposuktion weiter tragen?
Ja, auch nach einer Liposuktion ist das Tragen von Kompressionsbekleidung für mehrere Wochen bis Monate ein fester Bestandteil der Nachsorge. Sie hilft, Schwellungen zu reduzieren, unterstützt den Heilungsprozess und formt das Gewebe. Die genaue Tragedauer wird von deinem Operateur oder deiner Operateurin festgelegt.
Was ist der Unterschied zwischen Kompressionsstrümpfen und Stützstrümpfen?
Medizinische Kompressionsstrümpfe sind ein Hilfsmittel mit einem definierten Druckverlauf, der ärztlich verordnet wird. Stützstrümpfe haben einen geringeren Druck, sind frei verkäuflich und dienen lediglich der Vorbeugung von schweren Beinen bei gesunden Venen, zum Beispiel auf Reisen. Sie sind zur Therapie eines Lipödems ungeeignet.





