Das Fundament der Therapie: Schmerzlinderung durch Kompression

Die wichtigste Funktion von Kompressionsstrümpfen bei Lipödem ist die Reduktion von Schmerzen. Der konstante, flächige Druck auf das Gewebe kann die typischen Berührungs- und Spannungsschmerzen signifikant verringern. Studien zeigen, dass eine multimodale Behandlung mit Kompression eine stärkere Schmerzreduktion bewirkt als Ansätze ohne. Der Druck unterstützt zudem die Mikrozirkulation und kann entzündliche Prozesse im Fettgewebe positiv beeinflussen. Die S2k-Leitlinie von 2024 stellt die Verbesserung der subjektiven Symptome klar in den Vordergrund. Es geht also nicht darum, das Fettgewebe zu reduzieren, sondern deine Lebensqualität durch weniger Schmerzen zu steigern. Die richtige flachgestrickte Kompression ist dabei ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Dieser therapeutische Ansatz bildet die Basis für weitere Maßnahmen wie Bewegung und Selbstmanagement.

Flachstrick wählen: Warum die richtige Strickart entscheidend ist

Bei Lipödem wird in der Regel eine flachgestrickte Kompressionsversorgung empfohlen. Im Gegensatz zu rundgestrickten Strümpfen, die nahtlos wie ein Schlauch gefertigt werden, wird Flachstrick in Reihen gestrickt und mit einer Naht verschlossen. Dieses Verfahren ermöglicht eine exakte Anpassung an deine individuellen Körpermaße, auch bei starken Umfangsunterschieden zwischen Fessel und Oberschenkel. Das Material ist weniger dehnbar und bietet einen hohen Arbeitsdruck, wenn du dich bewegst, bei gleichzeitig niedrigem Ruhedruck. Dies verhindert ein Einschneiden in die Hautfalten und sorgt für einen effektiven, aber angenehmen Druck über den Tag.

Die Vorteile von Flachstrick lassen sich so zusammenfassen:

• Präzise Passform: Sie wird nach Maß gefertigt und passt sich auch komplexen Körperformen perfekt an.
• Hoher Arbeitsdruck: Maximale Wirkung bei Bewegung durch festes, wandstabiles Material.
• Kein Einschneiden: Das Material bleibt auch in Beugen oder bei Hautfalten stabil und schnürt nicht ein.
• Atmungsaktivität: Die offenporige Struktur lässt oft mehr Luft an die Haut, was das Tragen angenehmer macht.

Die Wahl der richtigen Versorgung ist ein wichtiger Schritt, den du mit spezialisierten Fachärzt:innen und Sanitätshäusern besprichst. Informationen zu den verschiedenen Kompressionsklassen helfen dir bei der Vorbereitung.

Die tägliche Routine meistern: Kompression einfach anlegen

Die größte Hürde im Alltag ist für viele das An- und Ausziehen der Kompressionsstrümpfe. Mit der richtigen Technik und einigen Hilfsmitteln wird es jedoch schnell zur Routine. Eine gute Vorbereitung am Morgen kann den gesamten Prozess um bis zu 50% beschleunigen. Viele Sanitätshäuser bieten spezielle Anziehhilfen an, die den Kraftaufwand erheblich reduzieren.

So etablierst du eine erfolgreiche Morgenroutine:

1. Hautpflege: Trage nach dem Duschen eine pH-neutrale, schnell einziehende Pflege auf. Die Haut muss vollständig trocken sein, bevor du die Strümpfe anziehst.
2. Anziehhilfe nutzen: Lege die Anziehhilfe bereit. Spezielle Handschuhe mit Gummibeschichtung geben dir besseren Halt am Gestrick.
3. Korrektes Anziehen: Ziehe den Strumpf nicht hoch, sondern streife ihn Stück für Stück über Fuß und Bein. Achte darauf, dass das Material gleichmäßig verteilt ist und keine Falten wirft.
4. Sitz überprüfen: Kontrolliere, ob die Ferse richtig sitzt und der Abschlussbund glatt anliegt, ohne einzuschnüren.

Auch die richtige Pflege deiner Kompressionsstrümpfe ist entscheidend, damit sie ihre medizinische Wirkung für die vorgesehenen 6 Monate behalten.

Wirkung verstärken: Die Kombination mit Bewegung optimieren

Kompressionstherapie entfaltet ihre volle Wirkung erst in Kombination mit Bewegung. Wenn du dich bewegst, spannen sich deine Muskeln an und arbeiten gegen den Widerstand des festen Kompressionsgestricks. Dieser Mechanismus, auch Muskelpumpe genannt, aktiviert den Lymph- und Blutfluss um ein Vielfaches effektiver als im Ruhezustand. Schon 30 Minuten moderate Bewegung täglich können einen großen Unterschied machen. Besonders gelenkschonende Sportarten im Wasser oder auf dem Rad sind ideal. Beim Radfahren mit Lipödem wird die Beinmuskulatur intensiv genutzt, was den Abtransport von Flüssigkeit fördert. Der Druck der Kompression massiert das Gewebe bei jeder Pedalumdrehung und kann so Schmerzen weiter lindern. So wird deine tägliche Aktivität zu einem aktiven Teil deiner Therapie.

Herausforderungen im Alltag: Was tun bei Hitze und Druckstellen?

Gerade im Sommer kann das Tragen von Kompressionsstrümpfen zur Herausforderung werden. Moderne Materialien sind heute jedoch deutlich atmungsaktiver als noch vor 10 Jahren. Viele Hersteller bieten spezielle Sommerqualitäten mit kühlenden Garnen oder UV-Schutz an. Sollten dennoch Druckstellen oder Unbehagen auftreten, ist die Passform der erste Punkt, den es zu überprüfen gilt. Eine nach 6 Monaten erschlaffte Kompression kann rutschen und einschnüren. Eine exakte Maßanfertigung ist der Schlüssel, um 90% der Passformprobleme zu vermeiden. Bei Hautirritationen helfen spezielle Unterzieher aus Baumwolle oder Seide. Sprich dein Sanitätshaus aktiv auf diese Optionen an. Nützliche Tipps für Kompression an heißen Tagen können dir zusätzlich helfen, die warme Jahreszeit gut zu überstehen.

Digitale Unterstützung: Therapie im Alltag besser managen

Die konsequente Umsetzung der Kompressionstherapie ist entscheidend für den Erfolg. Digitale Helfer können dich dabei unterstützen, die Therapieziele zu erreichen und den überblick zu behalten. Die LipoAlly-App, die von Partnerkrankenkassen übernommen wird, hilft dir beispielsweise dabei, deine Tragezeiten zu dokumentieren und Symptome wie Schmerzen oder Schwellungen zu protokollieren. Diese Daten sind eine wertvolle Grundlage für das Gespräch mit deinen behandelnden Fachärzt:innen. Um den Weg zur richtigen Versorgung zu beschleunigen, bietet LipoCheck den DocReport an. Diese fachärztliche Telediagnose für einmalig 48,26 € gibt dir zeitnah eine fundierte Einschätzung und eine Therapieempfehlung, mit der du die nächsten Schritte einleiten kannst. So gewinnst du Klarheit und Kontrolle über deinen Therapieweg.

Die Inhalte ersetzen keine ärztliche Diagnose oder Behandlung. Rechtliche/regulatorische Vorgaben (z. B. des G-BA) können sich ändern. Maßgeblich sind die individuelle ärztliche Beratung und die aktuell gültigen Richtlinien. Stand der Angaben: 23.12.2025.