Ich bin Melanie, 46 Jahre alt. Mit 11 wurden meine Beine immer dicker und mit dem Fortlaufen der Pubertät, 3 Schwangerschaften und einer enormen, konservativen Gewichtsreduktion, bin ich vor einigen Jahren schubweise in Lipödem Stadium 3 geraten.
Erkrankt war ich da schon Jahrzehnte und Schmerzen, Schwere, blaue Flecken, unproportionale Maße ebenfalls, Mobbingerfahrung seit ich dickere Beine bekam.
Das erste Mal habe ich von Lipödem gehört, als mit 43 Jahren mein Fuß plötzlich sehr dick wurde und mit Wasser gefüllt war. Ja, ich gehöre zu den von jahrelangen, quälenden Selbstzweifeln geplagten Spätzünder*innen. Das wünsche ich niemandem. Der erste Angiologe sagte: “Sie haben Lipödem. Das ist nicht schlimm. Das ist wie ein gutartiger Tumor, bei dem das Fettgewebe wächst. Tragen Sie Kompression und nehmen Sie ab, tschüss und alles Gute." Da stand ich da und nur durch andere Betroffene lernte ich zu verstehen, mich, meine Geschichte und andere Frauen. Ich war plötzlich nicht allein mit all dem was dahinter steckt.
Als ich mich nach monatelanger Recherche und dem Annehmen lernen der Kompression für den operativen Weg durchgerungen habe, wurden mir weitere Steine in den Weg gelegt. Die Krankenkasse und der MDK haben einer Kostenübernahme der medizinisch notwendigen OPs nicht zugestimmt. Ich musste (wenn man sich die Haare nicht mehr föhnen, kaum noch abends laufen kann, nachts nicht schläft vor Schmerzen und keine Lebensqualität mehr hat, von Selbstzweifeln geplagt mehr leistet, als andere einem zugestehen und vieles mehr, dann muss man...) aus eigener Tasche diese Operationen finanzieren. Der einzige Ausweg, um nicht aufzugeben.
Denn Aufgeben war nie eine Option!
Konservative Methoden brachten kurze Linderung, aber die Krankheit war viel zu weit fortgeschritten. Hätte ich die Diagnose nach meiner letzten, großen Gewichtsabnahme gehabt, wäre mir viel Leid erspart geblieben.
Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, aber ich kann darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, dass wir zusammen mit der Community für Aufmerksamkeit sorgen, damit früher korrekt diagnostiziert, Lipödem-Betroffene weniger stigmatisiert und gegebenenfalls frühzeitiger operiert werden können, ohne sich zu verschulden.
Bei mir wurden bei 7 Liposuktionen in 2 Jahren 57, 55 Liter Fett als Selbstzahlerin entfernt und ich werde mit jedem Tag Heilung mehr ich. Die hinterlassenen Spuren wie kiloweise leere Hautmassen und Narben sind kaum zu kaschieren. Ohne Kompression geht noch nichts, aber ich kann 20.000 Schritte laufen, Treppensteigen ohne Beine schwer wie Blei, meine Haare föhnen, Sachen unternehmen, schmerzarm schlafen, vielleicht kann ich irgendwann wieder bodennah Yoga machen und und und.
Der Weg ist nicht leicht und es kommen auch da mehr als physische und mentale Herausforderungen auf einen zu. Es gibt Menschen, die nichts Besseres zu tun zu haben, als sich selbst bei diesem Schicksal über einen lustig zu machen oder die Dich bei der Arbeit denunzieren, weil man nach der OP je nach Eingriff ca. 3 Wochen ausfällt.
Aber es gibt auch gute Menschen mit Verständnis, Respekt und Anerkennung. Und es gibt Dich und Deine Ziele. Die steckst Du Dir selber und bestenfalls nicht im Vergleich.
Ich ertappe mich noch selber viel zu oft im mich Vergleichen mit anderen. Ich kann mich noch nicht 100% annehmen, es ist harte Arbeit, da hinterher zu kommen. Mit all den verlorenen Fettzellen kommen andere Themen ans Tageslicht und deshalb ist ein ganzheitlicher Weg mit viel Selbstmanagement und auch Unterstützung so wichtig. Und jede Frau geht da ihren richtigen Weg mit individuellen Zielen und Hintergründen. Bodyneutrality heißt, andere so anzunehmen, wie sie sind, mit all ihren Facetten und damit auch mit ihren persönlichen Zielen und Herangehensweisen. Lasst uns untereinander anfangen nicht über einander zu urteilen. Wir sind mehr als Lipödem und immer noch weniger Mutmacher*Innen, als uns bewusst ist.”
Vielen Dank liebe Melanie, dass du deine Geschichte und Erlebnisse mit uns teilst und vielen anderen Betroffenen Mut machst. 🙏🏻
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