Du machst die Welt doch so viel bunter mit all den Farben, die du hast

Sarah (Instagram-Account: s._sommer152)
December 5, 2023
Ein Erfahrungsbericht einer Mutmacherin und Lipödem-Erkrankten (Instagram-Account: s._sommer152)

Als ich das erste Mal das Wort Lipödem an den Kopf geworfen bekam, hatte ich wirklich keine Ahnung wovon unsere gute Bekannte da sprach.
Ich war noch nie wirklich schlank, doch in der Pubertät bemerkte ich, dass sich die Zahlen auf der Waage nach oben bewegten und der Umfang meiner Beine ebenfalls immer mehr wurde. Ich war der festen Überzeugung, dass ich mich einfach nur etwas zusammenreißen musste und mehr auf meine Ernährung achten sollte. Doch egal, was ich versuchte… meine Oberschenkel wurden nicht weniger.

lipödem-beine-sarah

Vor Liposuktion

Ich wusste nicht woran es lag, bis zu dem besagten Tag.

Wie so oft an heißen Tagen trug ich ein Kleid, welches mir knapp über die Knie reichte. Besonders wohl fühlte ich mich zu dem Zeitpunkt nur, da ich wusste, dass wir den Tag Zuhause auf dem Hof verbringen würden, wo niemand meine Beine zu Gesicht bekam. Lediglich unsere Bekannte war kurz vorbeigekommen, um etwas zu schwatzen. Ihr Blick fiel immer wieder auf meine Oberschenkel und schließlich gab sie mir und meiner Mutter den Hinweis: „Vielleicht solltest du das mal checken lassen. Das sieht einem Lipödem sehr ähnlich.“ Bitte was? Lipödem? (Ich muss dazu sagen, dass unsere Bekannte ebenfalls an der Krankheit leidet.) Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutete. Also schmiss ich natürlich prompt die Suchmaschine im Internet an und wurde mit sämtlichen Bildern und Informationen überflutet.

Ich sollte krank sein? Die Schmerzen und die ständige Druckempfindlichkeit, die ich hatte, konnte doch nicht an einer Krankheit liegen. Ich hatte eben einfach zu viel auf den Rippen, richtig?

Tja, das waren meine ersten Gedankengänge dazu. Im Nachhinein könnte ich mich selbst dafür ohrfeigen, doch damals wusste ich es einfach nicht besser. Die Tatsache, dass ich einfach nur ein paar Kilo weniger wiegen müsste und dann würde mein Leben perfekt werden, war einfach zu tief in mir verankert. Schließlich lies ich mich dazu überreden zu einer Fachärztin zu gehen und das Ganze mal abklären zu lassen. Vor dem Termin war ich der festen Überzeugung, dass ich nichts zu befürchten hatte und ich die Praxis ohne Befund verlassen würde. Falsch gedacht. Die Ärztin teilte mir relativ plump mit, dass ich in den Oberschenkeln ein Lipödem im fortgeschrittenen 2. Stadium habe und meine Arme ebenfalls die Veranlagung dazu zeigen. Autsch. Der hat gesessen. Ich hörte der Dame und ihren Ratschlägen zu und verschwand dann nach dem Termin aus der Praxis.

Kaum hatte ich die Autotür auf dem Parkplatz geschlossen, fielen schon die ersten Tränen. Ich konnte es einfach nicht fassen. Die Reaktionen von meinen Verwandten machten es nicht einfacher. Meine Eltern und Freunde standen bedingungslos hinter mir, doch einige aus meiner Verwandtschaft verstanden nicht wovon ich da redete und waren der Meinung, dass ich doch einfach weniger essen sollte. Dann würde das schon werden. Eine zusätzliche Belastung in einer sowieso schon schwierigen Situation für mich.

Ab dem Zeitpunkt begann ich mich selbst viel mit der Krankheit zu beschäftigen und machte auch nochmal einen zusätzlichen Termin bei einem Facharzt, wo ich mich erneut beraten ließ. Dieser zeigte mich auch den Weg der operativen Therapie, jedoch entschied ich mich erstmal für die konservative Therapie. In den Wochen danach bekam ich also meine erste Kompression und ging einmal die Woche zur Lymphdrainage. Mit der Kompression kam ich leider gar nicht klar. Die Strumpfhose hat irgendwie nie richtig gesessen und dadurch hatte ich dann mehr Schmerzen nach dem tragen. Egal wie gut ich die Hose hochzog und an ihren eigentlichen Platz brachte, sie rutschte mir spätestens nach 10 Schritten zurück in die Kniekehle. Lediglich die Lymphdrainage zeigte mir, wie leicht sich meine Beine doch anfühlen konnten. Dies hielt zwar nur kurz an, jedoch wurde mir dort immer mehr bewusst, dass vieles an meinem Lipödem lag, was mir vorher einfach nicht bewusst gewesen war.

Ich nahm die Krankheit langsam aber sicher an und versuchte mein Bestes, um meinen Weg zu finden.

Leider hatte ich Anfang 2023 einen Schub, dessen Ursache ich bis heute nicht feststellen konnte. Danach wurden meine Symptome immer stärker und ich konnte viele Dinge kaum noch ohne Schmerzen tun. Konzerte, die ich immer so sehr liebte, machten mir schon Tage davor zu schaffen, da ich immer ganz vorne dabei sein wollte. Das bedeutete aber auch stundenlanges Stehen. Meine Beine konnte ich mir danach mindestens eine Woche lang sonst wo hin stecken. Als es selbst mit dem Hinhocken oder Hinknien immer schwieriger wurde, beschloss ich erneut den Facharzt aufsuchen, der mich bereits zur Operation beraten hatte. Danach ging tatsächlich alles relativ schnell. Ich entschied mich für eine Liposuktion, kümmerte mich um die Finanzierung und legte den Termin für mich fest.

Das schwerste daran: Lediglich meine Eltern und meine engsten Freunde wussten davon. Da der Großteil meiner Familie so negativ auf meine Diagnose reagiert hatte, war ich mir sicher, dass sie meinen Weg nicht verstehen würden und es so aussehen würde, als würde ich mich einfach für „die Variante der Faulen“ entscheiden. Erst recht würde niemand verstehen, dass ich mich dafür auch noch verschulden würde. Die Wochen vergingen, die Nervosität stieg und erst wenige Tage vor der OP teilte ich diese Information mit weiteren Familienmitgliedern. Das Feedback fiel gemischt aus, doch das war mir in dem Moment egal.

Ich hatte meine Entscheidung für mich getroffen, denn schließlich ging es hier um MEIN Leben.

In der Woche darauf fand dann endlich meine 1. Liposuktion statt. Ich hatte wirklich Angst vor dem ganzen Prozedere, doch die Praxis gestaltete mir den Aufenthalt so bequem wie möglich. Insgesamt wurden mir in meiner ersten Liposuktion 9L krankes Fettgewebe aus beiden Oberschenkelaußenseiten abgesaugt. Direkt nach der Operation bemerkte ich die ersten Besserungen. Rein optisch war das Ergebnis für mich schon überwältigend und auch an sich fühlten sich meine Beine ein ganzes Stück leichter an. Mit jedem Tag wurde es besser und jetzt sitze ich hier. Ungefähr 4 Wochen sind seit meiner ersten Liposuktion vergangen und ich bin einfach nur glücklich. Im Februar steht für mich die zweite Liposuktion an und so seltsam es klingen mag: Ich kann es wirklich kaum erwarten!

lipödem-beine-sarah-liposuktion

nach Liposuktion

Eine Sache möchte ich euch abschließend noch mitgeben:

GEHT EUREN EIGENEN WEG!! Jede einzelne von uns hat ihre eigene einzigartige Geschichte und keine davon sollte ungehört bleiben! Seid laut! Seid mutig! Und vor allem seid ihr selbst! Wie es in einem meiner Lieblingslieder heißt: „Du machst die Welt doch so viel bunter mit all den Farben, die du hast!

Vielen Dank, liebe Sarah, dass du deine Erfahrung mit anderen teilst!

Mehr Lebensqualität mit LipoCheck

Vertraue jetzt dem Expertenteam hinter LipoCheck. Dein Wohl und deine Lebensqualität liegen uns am Herzen.