Das 6-Säulen-Therapiekonzept bei Lipödem

Welche Therapien gibt es? Wann machen die Therapien Sinn? Wann sollten sie angewendet werden? Und was ist das 6-Säulen-Therapiekonzept bei einem Lipödem?

Grundsätzlich sollte die Therapie des Lipödems im Rahmen eines ganzheitlichen Therapiekonzeptes erfolgen, das auf 6 Säulen beruht:

1. Ernährung
2. Sport
3. Liposuktion
4. Kompression
5. Manuelle Lymphdrainage
6. Psychologische Unterstützung

Jede dieser Säulen muss stabil stehen, ansonsten funktioniert das gesamte Konzept nicht.

Ernährung

Die Ernährung spielt eine besondere Rolle bei Patientinnen, die gleichzeitig an einem Übergewicht leiden, d.h. einer Vermehrung des Fettgewebes am Körperstamm, das nicht dem Lipödem zuzurechnen ist und auch in der Regel keine Schmerzen verursacht.
Es gibt keine wissenschaftlich gesicherte spezielle Lipödem-Diät. Alle Empfehlungen zur Ernährung zielen darauf ab, das Gewicht unter Kontrolle zu halten. Moderne Ernährungskonzepte beinhalten eine Kohlenhydrat-reduzierte und Eiweiß-angereicherte Ernährung. Dieser Ernährungsform wird auch eine anti-entzündliche Wirkung zugeschrieben, da sich beim Lipödem auch Entzündungsprozesse im Fettgewebe abspielen.
Bei Übergewicht ist es also wichtig, dieses möglichst zu reduzieren, da es das Lipödem ungünstig beeinflusst.

Sport

Neben der Ernährung ist auch die sportliche Betätigung wichtig um überschüssiges Fett möglichst effektiv zu „verbrennen“. Besonders effektiv hat sich dabei die sportliche Betätigung im Wasser erwiesen, wie z.B. Aquacycling oder Aquajogging. Es sind gleich mehrerer Effekte, die sich hier günstig auswirken: durch den Wasserdruck erhält man gleichzeitig eine Lymphdrainage, man hat einen Massageeffekt auf das Bindegewebe, das Wasser trägt das Gewicht und entlastet so die Gelenke und aufgrund einer Blutdruckerhöhung am Herzen schüttet dieses ein Hormon aus, das die Fettverbrennung um den Faktor 3 steigert – effektiver geht es also nicht!
Alternativ hat sich auch die Bewegung in Kompression und auf dem Trampolin bewährt.

Liposuktion

Zur dauerhaften Entfernung von erkranktem Fettgewebe gibt es bisher zur Liposuktion (Fettabsaugung) keine Alternative. Wichtig ist aber, dass man mit einer Lymphgefäß-schonenden Methode operiert. Dabei hat sich die Liposuktion mit Vibrationskanülen in Tumeszenz-Lokalanästhesie (PAL-Methode) als besonders schonend erwiesen. Die Liposuktion sollte auch in mehreren Einzelsitzungen und nicht als gefährliche Mega-Liposuktion erfolgen.
Wichtig ist auch, dass bei Übergewicht dieses vor einer Liposuktion unbedingt reduziert werden sollte. Das senkt das Operationsrisiko erheblich und verkürzt die Abheilungszeit.

Kompression

Die Kompressionstherapie besteht in der Versorgung mit Kompressionsstrümpfen und hat das Ziel, Wassereinlagerungen (Ödeme) zurückzudrängen. Ödeme sind in frühen Stadien der Lipödem-Erkrankungen aber meistens gar nicht vorhanden. Daher hat diese Therapie in diesen Fällen keinen Sinn. Man erkennt Ödeme daran, dass nach einem Fingerdruck in den Unterschenkel eine Delle bleibt (Dellbarkeit). Federt die Haut elastisch zurück, so ist der Ödem Nachweis nicht gegeben und die Kompression hätte gar keine Wirkung – es sei denn, sie hilft gegen die Schmerzen. Hier kommt es also auf einen Therapieversuch an. Wenn die Kompression keine Besserung der Beschwerden bringt, dann hat sie keinen Sinn und man kann sich Kosten und Mühen sparen.
Bei der Kompressionstherapie ist zu beachten, dass es zwei Arten von Kompressionsversorgungen gibt, nämlich sogenannte rundgestrickte Kompressionsstrümpfe und flachgestrickte Kompressionsversorgungen. Im Stadium I kann mit rundgestrickten Strümpfen versorgt werden, ab Stadium II sollte flachgestrickt nach Maß versorgt werden, da rundgestrickte Ware sonst einschnüren würde. Sollten rundgestrickte Strümpfe im Stadium I einschnüren, so sollte auch hier flachgestrickt versorgt werden.

Manuelle Lymphdrainage

Die manuelle Lymphdrainage wird von Physiotherapeuten mit spezieller Ausbildung nach Verordnung durch den Arzt durchgeführt. Sie ist sinnvoll, wenn sich das Ödem durch die Kompression allein nicht zurückdrängen lässt. Üblich sind 1-2 Sitzungen pro Woche für 3-6 Wochen. Ergänzt werden kann die manuelle Lymphdrainage durch die apparative intermittierende Kompression. Das sind spezielle Geräte, die sich zur Anwendung zuhause eignen. Die manuelle Lymphdrainage sollte immer für mindestens 3 Wochen nach einer Liposuktion zur Unterstützung des Abheilungsprozesses durchgeführt werden.

Psychologische Unterstützung

Wichtig ist, den seelischen Zustand der Betroffenen zu beachten. Jüngere Patientinnen leiden manchmal an Essstörungen, weil sie an allen möglichen Diäten verzweifeln oder andere Mitmenschen Schuldgefühle erzeugen. Ältere Patientinnen, die schon viele Jahre an der Krankheit leiden, können in eine Depression rutschen. In beiden Fällen sollte man sich professionelle Hilfe holen.

 

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